Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

694 Vierzehnte Drdnung: Beuteltiere; fünfte Familie: Naubbeutler.

Geſräßigkeit wetteifert mit ſeiner Wut. Bei ſeinen Raubzügen läßt er auch ſeine Stimme vernehmen, welche zwiſchen einem hellen Bellen und Knurren ungefähr in der Mitte liegt. Seine Gefräßigkeit iſt die Urſache, daß man ſich ſeiner ziemlih leiht bemächtigen fann. Er geht ohne Beſinnen in jede Falle und nimmt jeden Köder weg, gleichviel ob dieſer ein Stückchen Fleiſh von einem Wirbeltiere oder aber eine Muſchel oder ein anderes niederes Tier iſt. Schwieriger ſoll ſeine Jagd mit Hunden ſein; denn er entwielt, wenn er ſi verfolgt ſieht, im Kampfe eine unglaubliche Wildheit und verteidigt ſih gegen jede Übermacht bis zu ſeinem Ende. Die große Kraft ſeiner Kiefer, das furchtbare Gebiß und die raſende Wut und Furchtloſigkeit machen ihn zu einem Feinde, welcher dem Hunde oft ſiegreich widerſteht. Und wirkli<h gibt es kaum einen Jagdhund, welcher ſi< mit ihm in einen Kampf einließe. .

Jn der Gefangenſchaft bleibt er ſi<h beſtändig gleich, d. h. er iſt na< Jahren ebenſo raſend und wütend wie am erſten Tage. Ohne die geringſte Urſache ſtürzt er zuweilen gegen die Stangen ſeines Käfigs und haut mit den Tagen um ſi<, als wolle er den ſi<h ihm Nähernden auf der Stelle zerreißen. Seine Zornesausbrüche ſind zuweilen geradezu unbegreiflich, weil ſie ſelbſt bei der beſten Pflege oder gegen die wohlwollendſten und unſchuldigſten Tiere erfolgen. Von einer Freundſchaft für den Pfleger oder auh nur einer Annäherung an ihn iſt keine Rede, weil er an Stumpfheit und Dummheit den meiſten ſeiner Verwandten nicht im geringſten nachſteht. Bei Tage bekommt man von ihm, falls in ſeinem Käfige ein Schlupfwinkel ſi<h befindet, wenig zu ſehen; denn er verſchläft und verträumt den ganzen Tag. Es hält niht eben ſ{<wer, ihn zu erwe>en; aber er läßt ſi<h au<h dann noh niht leiht von der Stelle bewegen, ſeßt vielmehr ſtets der Gewalt Widerſtand entgegen und gerät dabei in der Regel in namenloſe Wut. Übelgelaunt und gereizt ſcheint er überhaupt ſtets zu ſein, und bei der geringſten Veranlaſſung gibt er ſeinem Ärger dur Knurren, Nieſen, Shnaufen und Stöhnen Ausdru>, ſperrt dabei den Rachen auf und weiſt die Zähne. - Erſt nach vollkommen eingebrohener Nacht ermuntert er ſih und entfaltet dann eine Behendigkeit, welche man ihm nicht zugetraut hätte. Er kann in der Gefangenſchaft mit allerlei Futter erhalten werden, man<hmal tagelang bloß mit Knochen, welche er mit ſeinem kräftigen Gebiſſe leiht zertrümmert.

Die Anzahl ſeiner Jungen ſoll zwiſchen 8 und 5 ſhwanken. Man behauptet, daß das Weibchen ſie lange mit ſih herumtrage. Weiter weiß man nichts über die Fortpflanzung. Sein Fleiſch ſoll dem Kalbfleiſhe ähneln.

Die Beutelmarder (Dasy urus), von denen man 1888 fünf Arten unterſchied, vertreten eine beſondere Gattung. Sie ſtehen hinſihtlih ihrer Erſcheinung ungefähr in der Mitte zwiſchen den Füchſen und Mardern, ohne jedo< mit den einen oder den anderen beſonders auffallende Ähnlichkeit zu zeigen. Der Leib iſt {{hmächtig und geſtre>t, der Hals ziemlih lang, der Kopf nach vorn zugeſpizt. Das Gebiß hat dieſelbe Zuſammenſebung wie bei dem Beutelteufel. Der Schwanz iſt lang, ſ<hlaff und gleihmäßig buſchig behaart; die Veine ſind niedrig und mittelſtark, die Hinterbeine etwas länger als die vorderen und dur das Fehlen des Daumens ausgezeihnet, die Zehen getrennt und mit ſtarken, ſichelförmig gekrümmten, ſpigzigen Krallen bewehrt.

Eine der bekannteſten Arten, der Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus yiyerrinus, Didelphys viverrina, Dasyurus maugei), iſt fahlbraun, zuweilen lihter, unten weiß. Auf der ganzen Oberſeite ſtehen unregelmäßig geſtaltete und verteilte weiße Fle>en, welche am Kopfe kleiner als am Körper ſind. Die etwas zugeſpizten Dhren ſind mäßig groß und