Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Opoſſum: Allgemeines. 703

daß die Jungen während der erſten Tage nah der Geburt keinen Kot von ſih geben, daß dies erſt geſchieht, wenn ſie wenigſtens 24 Tage alt ſind, und daß dann die Mutter von Zeit zu Zeit zu dieſem Zwecke den Beutel öffnet.

„Alle Beutelratten, welche ih in Paraguay angetroffen habe, laſſen ſi< einigermaßen zähmen, d. h. ſie gewöhnen ſi< an den Menſchen, daß man ſie berühren und herumtragen kann, ohne von ihnen gebiſſen zu werden; nie aber lernen ſie ihren Wärter kennen, noh zeigen ſie überhaupt den geringſten Verſtand. Jn Paraguay fällt es nicht leiht jemand ein, eine Beutelratte zu zähmen. FJhr Ausſehen iſt zu häßlich und der Geruch, den ſie von ſih geben, zu abſhre>end. Auch werden ſie mit als die gefährlihſten Feinde des zahmen Geflügels angeſehen, ſelbſt wenn ſie ſh in der Gefangenſchaft befinden. Des Schadens wegen, den ſie anrihten, werden ſie überall von den Menſchen verfolgt. Man fängt ſie entweder in Fallen oder lauert ihnen des Nachts auf und tritt, ſobald ſie ſih dem Hühnerhofe nähern, ihnen plößlih mit einem Lichte entgegen. Dadurch geblendet, wiſſen ſie nicht zu entfliehen und werden leiht totgeſchlagen.“

Nach Burmeiſter fängt man ſie in Braſilien mittels Branntweines / den man ihnen an einer geeigneten Stelle vorſeßt. Sie trinken davon und berauſchen ſich ſo vollſtändig, daß man ſie mit leihter Mühe aufnehmen fann. Das Fleiſch eſſen nur die Neger; der Pelz iſt unbrauchbar, das Haar aber findet Verwendung.

Unter den Beutelratten iſt das Dpoſſum (Didelphys marsgupialis, D. virginiana und azarae 2c.) wohl das bekannteſte. Weder die Färbung noch irgend welche Anmut oder Annehmlichkeit in ſeinen Sitten zeichnen es aus, und ſo gilt es mit Recht als ein höchſt widriges Geſchöpf. Die Leibeslänge des Opoſſums beträgt über 47 cm, die des Schwanzes etwa 43 cm. Der Leib iſ wenig geſtre>t und ziemlich ſ{<hwerfällig, der Hals kurz und did, der Kopf lang, an dex Stirn abgeflacht und allmählich in eine lange, zugeſpißte Schnauze übergehend; die Beine ſind kurz, die Zehen voneinander getrennt und faſt von gleicher Länge, die Hinterfüße mit einem den übrigen Zehen entgegenſeßbaren Daumen verſehen; der ziemlih dide, runde und ſpißige Schwanz iſt bloß an ſeiner Wurzel behaart und von da bis zu ſeinem Ende na>t und von feinen Schuppenreihen umgeben, zwiſchen denen nur hier und da einige kurze Haare hervortreten. Das Weibchen hat einen vollkommenen Beutel. Die Grundfärbung ſchwankt zwiſhen Weiß und Schwarz in allen Miſchungsverhältniſſen; eine ſüdamerikaniſche Spielart, Azaras Opoſſum (Didelphys marsupialis azarae), beſit drei ausgeprägte dunkle Geſichtsſtreifen auf hellem Grunde.

Amerika, von den nördlihen Vereinigten Staaten bis Chile und Südbraſilien, iſt die Heimat des Opoſſums. Fn den mittleren Teilen dieſes gewaltigen Landſtriches wird es überall häufig gefunden und zwar feineswegs zur Freude der Menſhen. Wälder und Gebüſche bilden ſeine Aufenthaltsorte, und je dichter ſie ſind, um ſo lieber hält ſih das Opoſſum in ihnen auf.

„Mir iſt“, ſagt Audubon, „als ſähe ih noch jett eines dieſer Tiere über den ſ{<melzenden Schnee langſam und vorſichtig dahintrippeln, indem es am Boden hin nah dem ſ<nuppert, was ſeinem Geſchma>e am meiſten zuſagt. Jeßt ſtößt es auf die friſhe Fährte eines Huhnes oder Haſen, erhebt die Schnauze und ſchnüffelt. Endlich hat es ſi entſchieden und eilt auf dem gewählten Wege ſo ſ<hnell wie ein guter Fußgänger vorwärts. Nun ſucht es und ſcheint in Verlegenheit welche Nichtung es weiter verfolgen ſoll; denn der Gegenſtand ſeiner Verfolgung hat entweder einen beträchtlichen Saß gemacht oder wohl einen Haken geſchlagen, ehe das Opoſſum ſeine Spur aufgenommen hatte. Es richtet ſich