Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

7C2 Vierzehnte Ordnung: Beuteltiere; ſe<hſte Familie: Beutelratten.

gemißhandelt werden. Bei Verfolgung ſeßen ſie ſi< niemals zur Wehre, pflegen vielmehr ſih zu verſtellen, wenn ſie ſih niht mehr verbergen können. Fn der Angſt verbreiten ſie einen ſtarken, widrigen, faſt knoblauhähnlichen Geruch.

Die Beutelratten haben in tüchtigen Natuxrforſchern eifrige und ſorgfältige Beobachter gefunden, und vieles, was wir über die Fortpflanzung der Beuteltiere überhaupt, zumal über die Entwicelung der Jungen wiſſen, beruht auf den Mitteilungen jener Forſcher. „Jn der Mitte des Winters“ ſagt Rengger von den in Paraguay lebenden Arten der Beutelratten, „im Auguſt nämlih, ſcheint bei ihnen die Begattungs8zeit einzutreten; wenigſtens triſſt man in dieſem Monate häufig die beiden Geſchlechter bei einander an und findet im darauf folgenden Monate trächtige Weibchen. Dieſe werfen nur einmal im Jahre. Die Anzahl ihrer Jungen iſt weder bei den Arten noch bei den verſchiedenen Weibchen einer Art dieſelbe. Jh fand bei einer Art bis 14 Junge, oft aber nur 8 oder 4 und einmal bloß ein einziges. Die Tragzeit dauert etwas mehr als 3 Wochen. Anfang des Weinmonats tommen die Jungen zur Welt und treten ſogleih unter den Beutel oder unter die Hautfalten am Bauche der Mutter, wo ſie ſi<h an den Zißen anſaugen und ſo lange in dieſem Zuſtande bleiben, bis ſie ihre vollkommene Ausbildung erreicht haben. Dies geſchieht nah 50 und einigen Tagen. Alsdann verlaſſen ſie den Beutel, niht aber die Mutter, indem ſie ſih, au< wenn ſie ſhon freſſen können, in ihrem Pelze feſthalten und ſo von ihr no< einige Zeit herumgetragen werden.

„Die Größe der neugeborenen Jungen, die nicht alle gleichzeitig zur Welt kommen, beträgt höchſtens 12 mm; ihr Körper iſt na>t, der Kopf im Verhältniſſe zu den übrigen Teilen groß; die Augen ſind geſchloſſen, die Naſenlöher und der Mund hingegen offen, die Ohren in Quer- und Längenfalten zuſammengelegt, die Vorderbeine über der Bruſt, die hinteren über dem Bauche gekreuzt, und der Schwanz iſt nah unten gerollt; ſie zeigen auh auf äußere Reize nicht die geringſte Bewegung. Nichtsdeſtoweniger findet man ſie kurze Zeit, nachdem ſie in den Beutel gelangt ſind, an den Zißen angeſogen. Die Jungen bleiben nun beinahe 2 Monate in dem Beutel, ohne die Zißen zu verlaſſen, ausgenommen in den leßten Tagen. Jn den erſten 2 Monaten bemerkt man keine andere Veränderung an ihnen, als daß ſie bedeutend zunehmen, und daß ſich die Borſtenhaare am Munde zu zeigen anfangen. Nah 4 Wochen werden ſie ungefähr die Größe einer Hausmaus erreicht haben, der Pelz tritt über den ganzen Körper hervor, und ſie können. einige Bewegung mit den Vorderfüßen machen. Nach Azara ſollen ſie ſih in dieſem Alter ſhon auf den Füßen halten können. Etwa in der ſiebenten Woche werden ſie faſt ſo groß wie eine Ratte; dann öffnen ſih die Augen. Von dieſer Zeit an hängen ſie niht mehr den ganzen Tag an den Zißen und verlaſſen auh zuweilen den Beutel, kehren aber ſogleih wieder in ihn zurü>, ſobald ihnen Gefahr droht. Bald aber verſchließt ihnen die Mutter den Beutel, welcher ſie niht mehr alle faſſen kann, und trägt ſie dagegen während mehrerer Tage, bis ſie ihren Unterhalt ſelbſt zu finden im ſtande ſind, mit ſich auf dem Rü>en und den Scheukeln herum, wo ſie ſih an den Haaren feſthalten.

„Während der erſten Tage nah der Geburt ſondern die Milchdrüſen bloß eine durchſihtige, etwas klebrige Flüſſigkeit ab, welhe man im Magen der Fungen findet; ſpäter wird dieſe Flüſſigkeit immer ſtärker und endlich zu wahrer Mil. Haben die Jungen einmal die Zißen verlaſſen, ſo hören ſie auf zu ſaugen, und die Mutter teilt ihre Beute mit ihnen, beſonders wenn dieſe in Vögeln oder Eiern beſteht. Noch will ih eine Beobachtung erwähnen, welche Parlet bei einem ſäugenden Weibchen gemacht haben wollte. Weder er noh ih hatten je erfahren können, wie die Säuglinge ſih ihres Kotes und Harnes entledigen. Nachdem während meiner Abweſenheit ein Weibchen, welches daſelbſt geworfen hatie, 5 Wochen lang von Parket beobachtet worden war, berichtete er mix bei meiner Rütkehr,