Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Allgemeines. 711
anderen Säuger in ihrem Baue mit Talgdrüſen übereinſtimmen, ſondern umgewandelte Schweißdrüſen darſtellen. Bedenkt man ferner, daß nach der erſt im Fahre 1858 gemachten Entde>ung von Thomas das Schnabeltier während eines beträchtlichen Teiles ſeines Lebens zwar ete, aber weit von denen aller anderen lebenden Säuger verſchiedene Zähne hat, und daß die Blutwärme der Gabeltiere im Gegenſaße zu derjenigen aller anderen warmblütigen Tiere höchſtens 28 Grad Celſius beträgt, ſo würde man es gerechtfertigt finden, wenn wir die Gabeltiere als zweite Hauptabteilung der Säugerklaſſe von der erſten, in welcher wir die Beutler und höheren Säuger als echte Milchtiere zu ſtellen haben würden, trennen, oder ſelbſt eine eigne Klaſſe der Wirbeltiere aus ihnen bilden wollten. Eine ſolhe Scheidung wird ſpäter vielleicht durchgeführt werden; vorerſt verweiſen wir unſere Tiere noh in die bis jezt nur aus ihnen gebildete legte und am tiefſten ſtehende Drdnung der Säuger.
Die Gabeltiere haben mit anderen Säugetieren vor allem das Fell gemein, das Schnabeltier ſeinen Pelz, die Ameiſenigel ihr Stachelkleid; im übrigen unterſcheiden ſie ſih au< äußerlich weſentlich von den anderen bekannten Formen der Klaſſe. Ein tro>ener Schnabel, an den eines Shwimmvogels erinnernd, vertritt bei ihnen die Stelle des Maules, und die Ausführgänge des Darmes Und der Harn- und Geſchlehtswerkzeuge öffnen ſih vereinigt in der ſogenannten Kloaïe. Dies iſt eine Bildung, welche wix bei den Vögeln wiederfinden, an die die Gabeltiere außer dur< ihre großdotterigen Eier auh dur<h den Beſitz des aus den beiden miteinander verwachſenen Schlüſſelbeinen gebildeten Gabelbeines und die teilweiſe Verkümmerung des reten Eierſto>es erinnern. Während ſich ſomit ihre Verwandiſchaft mit den Vögeln, wie auh mit den Kriechtieren und Lurchen nicht verkennen läßt, ſtehen fie mit den Beuteltieren in Beziehung durch den Beſiß von Beutelknochen am Becken.
Die Gabeltiere ſind kleine Säugetiere mit gedrungenem, etwas plattgedrüctem Körper, Jehr niederen Beinen, ſhnabelförmigen Kiefern, welche von einer tro>enen Haut bede>t werden, leinen Augen, kurzem Shwanze, aus wärts geſtellten Füßen mit kräftigen Krallen ſowie einem dur<bohrten Hornſporen an der Ferſe der Männchen, welcher mit einer beſonderen Drüſe in Verbindung ſteht. Die äußere Ohrmuſchel fehlt gänzlich; die nux beim Schnabel: tiere vorhandenen Zähne beſtehen aus flachen, am Nande mit Höckern oder Kerben verſehenen, ſchüſſelförmigen Platten, welche den Kiefern aufliegen. Am Schädel verſhwinden viele Nähte ſehr früh, wie auh die Rippenknorpel vollſtändig verknöchern. Die Speicheldrüſen ſind groß, der Magen iſt einfach, der Blinddarm ſehr kurz. Eigentliche Fruchtbehälter fehlen, da die Eileiter in die Kloake münden.
Außer Knochen eines ausgeſtorbenen Ameiſenigels hat man Zähne vorweltlicher Tiere gefunden, welche mit denen des Schnabeltieres Ähnlichkeit haben; heute iſt die eigentümliche Ordnung auf die zwei Familien der Ameiſenigel und der Schnabeltiere beſchränkt. Von dieſen Familien enthält die leßtere wiederum nur eine, die erſtere nur zwei bekannte Arten.
Die aus zwei Gattungen mit je einer Art beſtehende Familie der Ameiſenigel (Belidnida e) fennzeihnet ſi<h dur< plumpen, größtenteils mit einem von Stacheln durchjebten Pelze bede>ten Leib, den walzenförmigen, vollſtändig zahnloſen, nux am unteren Ende geſpaltenen Schnabel den kurzen Shwanzſtummel / die freien, unvollkommen beweglichen Zehen und die langgeſtredlte, dünne, wurmartige Zunge, welche, wie bei anderen Ameiſenfreſſern, weit aus dem Maule hervorgeſtre>t werden kann. Jn ihrer äußeren Erſcheinung weichen die Ameiſenigel viel mehr von dem Schnabeltiere ab als im inneren Leibesbaue. Jhr deutſcher Naine iſt für ſie bezeichnend. Dex kurze Hals geht allmählich in den gedrungenen, etwas flahgedrüd>ten ſ{<werfälligen Leib und auf der anderen Seite in den länglich