Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

72 Fünfzehnte Ordnung: Gabeltiere; erſte Familie: Ameiſenigel,

runden, verhältnismäßig kleinen Kopf über, von welchem ſi die langgeſtre>te, dünne, walzen- oder röhrenförmige Schnauze ſcharf abſeßt. Dieſe iſt auf der Oberſeite gewölbt, unten fla<h, an der Wurzel no< ziemli<h breit, verſhmälert ſih aber gegen das Ende hin und endigt in eine abgeſtumpfſte Spiße, an welcher ſi die ſehr kleine und enge Mundſpalte befindet. Der Oberkiefer reiht ein wenig über den Unterkiefer vor; die kleinen eiförmigen Naſenlöcher ſtehen faſt am Ende der Oberſeite des Schnabels dort, wo die na>te Haut, welche ihn überzieht, weicher wird und der Schnauze einige Beweglichkeit erlaubt. Die kleinen Augen liegen tief an den Seiten des Kopfes und zeihnen ſih vor allem dadur< aus daß ſie außer den Lidern noh eine Ni>haut haben. Von äußeren Dhrmuſcheln ſieht man nicht die geringſte Spur; der Gehörgang liegt weit hinten am Kopfe unter der ſtacheligen Bede>ung verborgen, iſt auffallend weit, erſcheint aber nux in Geſtalt eines Schlißes, weil er von einem Hautſaume bede>t wird, welchen das Tier beim Lauſchen emporheben, ſonſt aber mit Hilfe der das Äußere umgebenden Borſten vollſtändig ſchließen kann. Die Gliedmaßen ſind verhältni8mäßig kurz, ſtart, di> etwas plump und glei lang, die Hinterbeine weit nah rü>wärts und auswärts gekehrt, die Vorderbeine gerade, die Zehen wenig beweglich,

=F

Gerippe des Stacheligel3. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

mit langen, breiten und ſtarten Scharrkrallen bewaffnet, die beſonders an den Vorderfüßen hervortreten. An der Ferſe des Hinterfußes befindet ſih beim Männchen der ſtarke, \pißzige, dur<bohrte Hornſporen, welcher mit einer Drüſe in Verbindung ſteht und zu dem Glauben veranlaßt hat, daß er die hauptſächhlihſte Waffe der Tiere ſei und wie der Schlangenzahn Gift ausfließen laſſe. Der ſtummelartige Schwanz iſt an der Spige ſtark abgeſtumpft. Die Zunge kann weit über die Kiefer hervorgeſtre>t werden und empfängt von großen Speicheldrüſen einen tlebrigen Schleim, welcher zur Anleimung der Nahrung geeignet iſt. Von Zähnen findet ſih keine Spur; im Gaumen aber ſtehen Querreihen kleiner, derber, \pißiger, rü>wärts gerichteter, hornartiger Stacheln, welche neben den auf der Zunge befindlichen die Stelle der Zähne vertreten. Die beiden Saugdrüſen haben Hunderte von Ausführungsgängen, liegen ſeitli<h am Bauche des Weibchens in ſeichten Gruben, die, nah Haake, wenigſtens beim Stacheligel kurz vor der- Eiablage in die ſeitlihen Falten eines ſih erſt zum Zwecke der Aufnahme und Bebrütung des Eies bildenden, ſpäter das Junge bergenden und mit deſſen Wachstume erheblih geräumiger werdenden, nah Entwöhnung des Jungen aber wieder verſtreihenden Brutbeutels, der ſi< nah vorn öffnet und ſchon im Anfange groß genug zur Aufnahme einer Taſchenuhr iſt, zu liegen kommen, zeitweilig aber vollſtändig zu verſchwinden ſcheinen. R. von Lendenfeld fand, daß zur Zeit der Eibebrütung die Wärme im Brutbeutel einen höheren Grad erreicht als im übrigen Körper, und daß die den Brutbeutel bildende Haut infolge ſtarker Dur<hblutung ſehr gerötet und gewiſſermaßen entzündet zu ſein ſchien. Der Stacheligel ſcheint ſein kleines, aber großdotteriges, pergamentſchaliges Ei immer nux in der Einzahl zu legen; wieviel Eier der Vließigel legt, und wie er ſie bebrütet, iſt niht bekannt. Ebenſowenig iſt die Brütedauer beim