Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Stacheligel. Vließigel. — Schnabeltier. 719
zu Widerhaken für Pfeile. Hierin beruht der geringe Nuten, welchen das Tier dem Menſchen bringen fann. Y
Die zweite Gattung und Art der Ameiſenigel wird gebildet von einem erſt neuerdings entde>ten Tiere Neuguineas, das wix im Gegenſatze zum Stacheligel Vließigel (Pr oechidna bruijnii, Tachyglossus, À canthoglossus und Echidna bruijnü, Proechidna villosissima) nennen wollen. Die Gattung, welche niht ſcharf von der vorhergehenden geſchieden werden fann, wird gekennzeihnet dur die Anzahl der Zehen, welche an jedem Fuße nur drei beträgt. Die erſte und fünfte Zehe ſind verkümmert; gelegentli<h fommen jedo<h auh Tiere mit 5 Vorder- und 4 Hinterzehen vor. Die Hinterkrallen nehmen von innen nah außen gleihmäßig, aber wenig an Länge ab. Der nach unten gekrümmte Schnabel iſt faſt zweimal ſo lang wie der übrige Teil des Kopfes. Das etwa 0,5 m lange Tier iſt auf dem Kopfe, an dem Körper und den Gliedern dicht mit grober, wenig oder nicht mit glatten Vorſten gemiſchter gleihmäßig dunkelbrauner oder ſhwarzer Wolle bede>t, in der nur ſpärliche, kurze, meiſtens ganz weiße, zuweilen am Grunde braune Stacheln verborgen ſind.
Der Vließigel iſt bis jezt nur aus dem Nordweſten Neuguineas bekannt; über ſeine Lebensweiſe iſt nichts berihtet worden.
Das Schnabeltier (Ornithorhynchus anatinus, O. paradoxus, fuscus, rufus, brevirostris, crispus und laevis, Platypus und Dermipus anatinus) iſt der einzige befannte Vertreter der zweiten Familie (Ornithorhynchidae) unſerer Ordnung. Wix verdanken dem älteren Bennett die erſte gute Schilderung dieſes in der That „auffallenden“ Ge\{höpfes, welches noh lange nah ſeiner Entde>ung Forſchez und Laien in Erſtaunen ſette. Geſtalt und Lebensweiſe erſchienen ſo ſeltſam, das Bennett einzig und allein zu dem Zweke nach Auſtralien reiſte, um dieſes Tier kennen zu lernen. Vis dahin waren bloß unbeſtimmte Nachrichten zu uns gekommen. Man erfuhr eben nur, daß das Schnabeltier in Waſſer lebe und von den Eingeborenen eifrig gejagt werde, weil es einen ſ<mac>haften Braten liefere und Eier lege; lebteres glaubte man als Fabel erklären zu müſſen, bis 1884 Caldwell über ſeine Auffindung der Eier berichten konnte. Die Neuholländer“, ſo erzählt einer der erſten Berichterſtatter, ſiben mit kleinen Speeren bewaffnet am Ufer und lauern, bis ein jolches Tier auftaucht. Erſehen ſie dann eine Gelegenheit, ſo werfen ſie den Spieß mit großer Geſchi>lichkeit nah dieſem Wildbret und fangen es ganz geſchi>t auf dieſe Weiſe. Oft ſibt ein Eingeborener eine volle Stunde auf der Lauer, ehe er den Verſu<h macht, ein Schnabeltier zu ſpießen; dann aber dur<hbohrt er immer mit ſicherem Wurfe den Körper.“
Bennett reiſte zuerſt im Jahre 1832 und dann noch einmal 1858 na< Auſtralien und teilte ſeine Erfahrungen zuerſt in einer gelehrten engliſchen Zeitſchrift, dann in einem beſonderen Werke ausführlich mit. Später berichteten Bennetts Sohn und N. von Lendenfeld über die Lebensweiſe des Schnabeltieres.
Das Shnabeltier trägt in ſeinem Vaterlande verſchiedene Namen. Die Eingeborenen nennen es je nah den verſchiedenen Gegenden Mallangong, Tambriet, Tohumbuk und Mufflengong. Sein Verbreitungskreis beſchränkt ſich, ſoviel man bis jeßt weiß, auf den Süden der Kolonie Südauſtralien, auf Victoria, Neuſüdwales und Queensland, nordwärts bis zum 18. Grade ſüdlicher Breite. Auch in Tasmanien wird es gefunden; im Weſten Auſtraliens dagegen ſcheint es zu fehlen.
Das Schnabeltier iſt etwas größer als der Stacheligel, etwa 60 cm lang, wovon etwa 14 cm auf den Shwanz kommen. Die Männchen ſind erhebli größer als die Weibchen.