Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
720 Fünfzehnte Ordnung: Gabeltiere; zweite Famiie: Schnabeltiere.
Der platt gedrüte Leib ähnelt in gewiſſer Beziehung dem des Bibers oder des Fiſchotters. Die Beine ſind ſehr kurz, alle Füße fünfzehig und mit Shwimmhäuten verſehen. An den Nordexrfüßen, welche die größte Muskelkraft beſißen und ebenſowohl zum Schwimmen wie zum Graben dienen, erſtre>t ſi<h die Shwimmhaut etwas über die Krallen, iſ dort ſehr biegſam und dehnbar und ſchiebt ſi, wenn das Tier gräbt, zurück. Alle Zehen ſind ſehr ſtark, ſtumpf und vorzüglich zum Graben geeignet. Die beiden mittleren ſind die längſten. Die kurzen Hinterfüße wenden ſih nah rü>wärts und erinnern an die des Seehundes, wirfen auh hauptſächlih rü>wärts und na< außen. Jhre erſte Zehe iſt ſehr furz; die Nägel ſind alle rü>wärts gekrümmt und länger und ſchärfer als die der Vorderfüße; die Shwimmhaut aber geht nur bis an die Zehenwurzel. Beim Männchen ſigt hier, etwas über den Zehen und nach innen gewendet, ein ſpißiger und beweglicher Sporn, welcher ziemlih weit gedreht werden kann. Der Schwanz iſ platt, breit und am Ende, wo lange Haare Den Auslauf bilden, plöglih abgeſtußt, bei älteren Tieren unten entweder ganz na>t oder do nur von einigen wenigen groben Haaren bede>t, bei jungen Tieren vollſtändig behaart, weil dieſe Haare wahrſcheinlih erſt im Verlaufe der Zeit abgeſchliffen werden. Der Kopf iſt
Gerippe des S<hnabeltieres. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)
ziemlih flach, flein und dur ſeinen breiten Entenſchnabel ſo ausgezeihnet, daß er unter den Säugetieren einzig in ſeiner Art daſteht. Beide Kinnladen ſtre>en ſi< und werden in ihrer ganzen Ausdehnung von einer hornigen Haut umgeben, welche ſi< no< nach hinten in einem eigentümlichen Schilde fortſezt; beide tragen beim erwachſenen Tiere nur £4 Horn: zähne, von denen der Ober- und Vorderzahn lang, ſhmal und ſcharf iſt, während der Hinterzahn breit und fla, überhaupt wie ein Baenzahn erſcheint. An Stelle dieſer Hornzähne beſißt das Schnabeltier, bis es ein Drittel oder die Hälfte ſeiner Größe erreicht hat, 8 wirÈ liche Zähne, welche flahen, unregelmäßig gerundeten Schüſſeln ähneln und am Rande mit größeren oder kleineren Höcern beſet ſind. Dieſe erſt kürzlich entde>ten e<ten Zähne erinnern an die von Miecrolestes und anderen fleinen Säugern der Jurazeit. Nachdem ſie faſt gänzlich abgenußt und endlih ausgefallen ſind, treten an ihre Stelle jene aus verhornter Schleimhaut beſtehenden Gebilde. Die Naſenlöcher liegen in der Oberfläche des Schnabels, nahe an ſeinem Ende, die kleinen Augen hoch im Kopfe, die verſ<hließbaren Ohxröffnungen nahe am äußeren Augenwinkel. Fene Falte, welche vom Schnabel aus wie ein Schild über den Vorderkopf und die Kehle fällt, iſt dem Tiere von großem Nußen, weil ſie beim Futterſuchen den Schlamm vom anſtoßenden Pelze abhält und beim Graben in Der Erde die Augen hüt. Die Zunge iſt fleiſchig, aber mit hornigen Zähnen beſeßt und hinten dur einen eigentümlichen Knollen erhöht, welcher den Mund vollſtändig ſchließt. So Wird der Schnabel zu einem vortrefflichen Seiher, welcher das Tier befähigt, das Waſſer durchzuſpüren, Genießbares von dem Ungenießbaren zu ſondern und erſteres vor dem gemählichen Dur<hkaguen in den geräumigen Baentaſchen aufzuſpeichern, welche ſih längs der Kopfſeiten erſtre>en.