Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

68 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; erſte Familie: Pferde.

dem Dſchiggetai zurü>. Schon Xenophon berichtet daß das Tier im Laufe die beſten Pferde bei weitem überbiete und auh die neueren Schriftſteller laſſen dieſer Schnelligkeit Gerechtigfeit widerfahren. Der Reiſende Porter ſpricht mit Bewunderung von unſerem Wildpferde. In der Provinz Fars nahm ſein vorzüglicher Windhund die Verfolgung eines Wildes auf, welches ſeine Begleiter als Antilope erkennen wollten. Man verfolgte das Tier augenbli> li<h im vollen Galopp und bekam es, Dank der Geſchi>élichkeit des Hundes, au< wirkli wieder zu Geſicht. Da ſah man zu nicht geringer Verwunderung, daß die vermeintliche Antilope ein Wildpferd war. „Jh beſchloß“, ſagt der Reiſende, „dieſem prachtvollen Geſchöpfe mit einem außerordentlich geſ{<winden Araber nachzureiten; allein alle Bemühungen des edlen Roſſes waren vergeblih, bis das Wild plöglich ſill ſtand und mir Gelegenheit gab, es in der Nähe zu betraten. Mit einem Male aber floh es wieder mit Gedankenſnelle dahin, Luftſprünge machend, ausſ{<lagend und auf der Flucht ſcherzend, als ob es niht im geringſten ermüdet und die Haß ihm nur eine Luſt wäre.“

Die Sinne des Onagers, zumal Gehör, Geſicht und Geruch, ſin& ſo fein, daß ihm in freier Steppe gar nicht beizukommen iſt. Außerordentlih genügſam, kommt er höchſtens einen Tag um den anderen zur Tränke, weshalb der Anſtand auf ihn meiſt vergeblich iſt. Salzhaltige Pflanzen ſind ihm die angenehmſte Nahrung, neben dieſen die bittermilchigen, wie Löwenzahn, die Saudiſtel und dergleichen; aber auch Kleearten, Luzerne und allerlei Schotenpflanzen werden niht verſ<hmäht. Zuwider ſind ihm dagegen alle wohlriehenden, balſamiſhen Pflanzen, Sumpfkräuter, Ranunkeln und alle ſtacheligen Gewächſe, auch die Diſtel. Salziges Waſſer liebt er mehr als friſches, jedo<h muß es rein ſein; denn trübes trinkt er nie. .

Über die Zeit der Paarung und des Wurfes iſt nihts bekannt geworden; es läßt ſich jedo<h annehmen, daß letzterer in die Frühlingszeit fallen muß.

Das Wildbret des Onagers wird hohgeſchäßt von allen Völkern, welche innerhalb ſeines Verbreitungsgebietes leben. Sogar die Araber, welche in Bezug auf Speiſen ſehr heikel find und von einem zahmen Eſel niemals eſſen würden, betra<ten es als rein. Wahrſcheinlich war es bei den Hebräern niht anders. Daß die Römer nach jungen Dnagern [üſtern waren, wiſſen wir. Plinius erzählt uns, daß die beſten Onager in Phrygien und Lykaonien gefunden würden. „Die Füllen dieſer Tiere ſind als Le>erbiſſen unter den Namen Lalisiones bekannt. Mäcen war der erſte, welcher bei ſeinen Gaſtereien Maultierfüllen ſtatt jenes ausländiſhen Wildbrets einführte.“ Die Perſer benußen außer dem Fleiſche die Galle des Wildeſels als Augenmittel. Man jagt dem edlen Tiere eifrig nah. Die Perſer reiten gemeinſchaftlih zur Jagd aus, ſtellen ſi in Entfernungen von 8—10 km auf den bekannten Wechſeln des Wildeſels auf und löſen ſi in der Verfolgung desſelben ab, bis er ermattet ihnen zur Beute wird. Auch tieſt man Gruben aus, bede>t ſie leicht mit Zweigen und Gras und füllt ſie unten bis zu einer gewiſſen Höhe mit Heu an, damit die hineinfallenden Tiere ſih nicht verleßen; dann treibt man die Wildpferde nah den Thälern hin, in welchen man die Gruben angelegt hat, und verkauft die gefangenen jungen Füllen behufs der Zucht an die Stutereien der Vornehmen des Landes zu teueren Preiſen. Aus dieſen Gefangenen zieht man die ſhönſten und flinkſten Reiteſel, deren man ſih in Perſien und Arabien bedient. Sie behalten alle guten Eigenſchaften ihrer wilden Stammeltern: die ſchöne Bildung, den munteren Anſtand und die Schnelligkeit im Laufe, ihre Genügſamkeit und die Ausdauer. Niebuhr gibt an, daß man unter den arabiſchen Reiteſeln viele finde, welche in der Färbung genau mit dem Onager übereinſtimmen.

Die Stammart unſeres Eſels (Equus [Asinus] asinus) lebt, dur< zwei Unterarten vertreten, in Afrika. Die erſte Unterart, der Steppeneſel (Equus asinus africanus,