Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Spähvögel: Allgemeines, HoniganzeigeLv. 655

neun in Südafrika großgewordenen Brüder haben immer nur erfahren, daß die Honigangeber zu Bienenſtö>ken leiteten und ſi< unterwegs um alles übrige niht kümmerten.

Über ihre Fortpflanzungs8geſchihte ſind wir erſt neuerdings unterrichtet worden; die älteren Angaben haben ſi< als falſh erwieſen. Fett wiſſen wir, daß die Honigku>ucke zu den Schmarotern gehören, die ſih niht ſelbſt um ihre Brut bekümmern, ſondern ſie der Obhut und Fürſorge anderer Vögel anvertrauen.

Aus den bisher bekannt gewordenen Beobachtungen der Reiſenden geht hervor, daß alle Honigku>uce ſi< hinſihtlih ihrer Lebensweiſe im weſentlichen ähneln. Daher dürfte es für uns vollkommen genügen, wenn ih eine Art der Familie und Gattung beſchreibe und die Berichte der reiſenden Forſcher über die Lebensweiſe auf ſie beziehe.

Der Honiganzeiger (Tndicator sparrmanni, albirostris, leucotis, archipelagus, flayiscapulatus und pallidirostris, Cuculus indicator und capensÌìs) ift auf der Oberſeite graubraun, auf der Unterſeite weißgräulih, an der Gurgel ſ{<warz, ein Fle>en in der Ohrgegend gräulihweiß; die Schultern ſind durch einen gelben Fle>en geziert; einige Schenkelfedern dur<h ſ<hwarze Längsſtriche gezeichnet; die Schwingen graubräunlich, die De>federn der Flügel breit weiß geſäumt; die mittleren Shwanzfedern braun, die beiden folgenden jeder Seite auf der Außenfahne braun, auf der inneren weiß, die drei äußerſten ganz weiß mit brauner Spige. Die Jris iſt braun, der Augenring bleifarben, der Schnabel gelblihweiß, der Fuß bräunlihgrau. Die Länge beträgt 18, die Fittihlänge 11,5, die Schwanzlänge 7 em.

Vom Süden an verbreitet ſih dieſe Art über den größten Teil von Afrika bis zum 16. Grade nördlicher Breite; es ſcheint aber, daß er und ſeine Verwandten in gewiſſen Gegenden, ſo im Oſtſudan oder in Abeſſinien, nur zeitweilig vorkommen, alſo Zugvögel ſind. Th. von Heuglin und der Marquis Antinori haben ihn zu ganz verſchiedenen Zeiten des Jahres beobachtet. Bezüglich des vereinzelten Vorkommens mag jedo<h no< eine Bemerkung von Heuglins hier Plaß finden. Fhre geringe Größe, einfache Färbung und die Gewohnheit, ſi< in dihtbelaubten Bäumen aufzuhalten, ſind Urſachen genug, daß ſie dem Sammler weniger in die Augen fallen, obgleih ſie, namentli<h im Fluge, ſi< ſehr leicht an der eigentümlihen Schwanzzeichnung erkennen laſſen und ihre Anweſenheit auh dur< ihren bekannten Ruf anzeigen. Abgeſehen von dieſem Rufe ſtellen ſie ſi als ſtille, einſame Geſellen dax, klettern nah Art des Wendehalſes langſam im Gezweige umher und machen ſi< nur dann vernehmlich, wenn ſie dur< einen ihnen beſonders auffallenden Gegenſtand gefeſſelt werden, insbeſondere aber Weſpenneſter oder Bienenſtö>te entde>t haben.

Ludolfi iſt der erſte, der im Fahre 1681 über den Honiganzeiger ſpriht. Er weiß bereits, wenn auh niht dur< eigne Erfahrung, daß der Vogel alles, was ihm aufgefallen, dem Menſchen verrät, nicht bloß die Bienenneſter, ſondern ebenſo die wilden Büffel, Elefanten, Tiger und Schlangen, und daß ex einen ihm willigen Jäger zu dem von ihm entde>ten Tiere oder Gegenſtande förmlih hinführt. Lobo, deſſen Reiſe nah Abeſſinien im Jahre 1728 herausgegeben wurde, thut unſeres Vogels wiederum Erwähnung. „Der Morof oder Honiganzeiger“, ſagt er, „beſißt eine beſondere Naturgabe, Honig und Bienen, deren es in Äthiopien eine unbeſchreiblihe Mcnge und zwar von den verſchiedenſten Arten gibt, zu entde>en. Einige ſind gleihſam zahm und wohnen in Körben, andere halten ſich in hohlen Bäumen auf, no< andere in Löchern und Höhlen unter der Erde, die ſie mit Sorgfalt rein halten und ſo künſtli<h verſte>en, daß man Mühe hat, ſie zu finden, obgleich ſie oft nahe an der Landſtraße ſind. Der Honig, den ſie unter der Erde bauen, iſt durchaus