Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
50 Siebenle Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: NRegenpfeifer.
brüte. Am Neſte zeigt ſih der brütende Vogel ſehr beſorgt, fliegt beſtändig herbei, be[reibt einen weiten Bogen, um ſofort wieder zurüczukehren, und treibt es in dieſer Weiſe fort, ſolange man ſi< in der Nähe des Neſtes aufhält. Dann und wann ſett ex ſich au< wohl auf den Waſſerſpiegel; daß er ſih aber, um den Störenfried abzulenken, lahm ſtellen ſollte, habe ih niht bemerkt. Zu ſolchen Künſten greift er jedo<h, wenn er Junge führt. Mitte Juli fand ih im nördlichen Lappland Junge im Daunenkleide, die untex Führung dex Alten raſh im Riede oder Graſe dahinliefen, ſih meiſterhaft zu verſte>ten wußten, aber doh aufgefunden und erhaſht wurden. Die Alten zeigten ſi< unendlich beſorgt, flatterten ängſtlih um mich her und verſuchten, mih dur< Verſtellungskünſte von den Jungen abzuhalten. Dieſe ähneln in ihrem Betragen anderen Strandvögeln, unterſcheiden ſih aber von ihnen dadur<h, daß ſie fertig ſ<hwimmen können. J<h erwähne dies ausdrü>lih, weil Faber und Holböll das Gegenteil angeben. Die Färbung ihres Daunenkleides iſt eine verhältnismäßig dunkle, der des Riedgraſes ähnliche.
Jn dem Magen der von mir erlegten Odinshennen fand ih verſchiedene Kerbtierlarven, die ih niht beſtimmen fonnte, und gelegentli<h meiner Beobachtungen der Vögel ſah ih, daß ſie ihre Nahrung ſowohl vom Waſſer wegnahmen als au<h am Uferrande oder im Riede aufſammelten. Daß die Fungen nur mit ſolcher Nahrung ſi< begnügen müſſen, wie ſie das Ried ihnen bietet, braucht niht erwähnt zu werden. Nah Malmgreen verzehrt der Waſſertreter auf Spißbergen während des Sommers hauptſächlich eine kleine Alge, die in den Sümpfen zahlreih vorkommt.
Anfang Auguſt führen die Alten ihre inzwiſchen flügge gewordenen Jungen hinaus zu den Jnſeln in den Fjorden und ſammeln ſi< hier zu unſhäßbaren Scharen, die jeßt ihr Winterleben beginnen. Anfang September haben ſie ihr Winterkleid bereits angelegt und ſih au< ſhon ſo gemäſtet, daß ſie für den Sammler unbrauchbar geworden ſind. Ende September verlaſſen ſie die Küſte gänzlih und ſhwärmen nun auf das hohe Meer hinaus.
Die Gattung der Stelzenläufer (WHimantopus) iſt dur fiſhbeinartig biegſamen, langen und dünnen, an der Spitze flahen Schnabel, lange, nur mit Schilden bede>te Läufe, geraden Schwanz und deſſen Spie überragende Flügel, unter deren Schwingen die erſte die längſte iſt gekennzeichnet.
Fn allen Ländern um das Mittelmeer, beſonders häufig in Nordafrika, ebenſo au< in Südaſien, lebt der merkwürdige Strandreiter, Stelzenläufer, Riemenfuß oder die Storhſchnepfe (Himantopus candidus, vulgaris, rufipes, albicollis, nigricollis. longipes, brevipes, atropterus, melanopterus, asíaticus, europaenus, intermedius, minor, melanocephalus, leucocephalus und autumnalis, Hypsibates himantopus). Sein Schnabel iſt lang und ſhwach, nach der Spige zu verdünnt, gerade, auf dem Firſte abgerundet, an der Spiße abwärts gebogen, nur an der Wurzel weich, der dreizehige Fuß außerordentli<h lang, ſ<hwa<h und hoh über die Ferſe hinauf unbefiedert, die äußere Zehe mit der mittleren dur eine kurze Spannhaut verbunden, jede Zehe mit einem kleinen, ſ<hmalen, ſpizigen Nagel bewehrt, der Flügel ſehr lang und ſ<hmal, in ihm die erſte Shwinge bedeutend über die anderen verlängert, der Afterflügel kurz, der zwölffederige Shwanz mittellang, im Verhältnis zu den Flügeln aber do kurz erſcheinend, das Kleingefieder dit, auf der Unterſeite faſt pelzig, im Hochzeitskleide zweifarbig, nah Jahreszeit und Alter merklich verſhieden. Jm Frühlingskleide ſind der Hinterkopf, ein ſ<hmaler Streifen auf dem Hinterhalïſe und der Mantel \{<hwarz, leßterer grünlich glänzend, der Schwanz aſchgrau, alle übrigen Teile weiß, auf der Vorderſeite zart roſenrot überflogen. Beim Weibchen iſt die Färbung