Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3
Brillenſalamander. Axolotl. ll
genug, daß ſie na< Regengüſſen niht oft fortgeſhwemmt werden ſollten. Nachdem die Laichzeit vorüber iſt, häuten ſie ſih. Fhre Haut ſ{<wißt einen Schleim aus, wie die des Erdſalamanders, aber bei weitem niht in ſo bedeutender Menge.
Der Brillenſalamander hat, nah JF. von Fiſcher, niht wie andere Molche die wunderbare Fähigkeit den verſtümmelten Schwanz oder abgetrennte Glieder zu erſeßen.
Nach von Fiſcher ändert der Brillenſalamander ſehr in der hellen Zeichnung ſeines Kopfes; ſie kann beim Männchen ſogar gänzlih fehlen. Dbgleich häufig an den Orten ſeines Vorkommens, findet man ihn do< nur im Frühjahre und Herbſte in Menge. Bei Berührung oder Störung bleibt er regungslos liegen. Die ſ{leimloſe und tro>ene Haut iſt gegen Wärmeeinfluß weniger empfindlih als die anderer Salamander. Der Brillenſalamander iſt ein Tagtier und wird in erſter Linie dur<h das Auge geleitet; ſein zweitbeſter Sinn ſcheint der Geſhma> zu ſein. Stimme beſißt ex niht, und au<h von Geräuſchen läßt er ſi< niht anfehten. Außer zur Laichzeit ſuchen die Ticre das Waſſer niht auf. Jn der Gefangenſchaft ſind ſie bei Fütterung mit lebenden Fliegen und Käferlarven hart und ausdauernd, auh untereinander verträglich, beachten ihren Pfleger aber in keiner Weiſe; ihre Verſtandesthätigkeit iſt eine äußerſt geringe.
In der Nähe der Stadt Mexiko, ſo erzählt der alte Hernandez, gibt es eine Art Seefiſche mit weicher Haut und vier Füßen, wie ſie die Eidechſen haben, eine Spanne lang und einen Zoll di> „Axolotl“ oder „Waſſerſpiel“ genannt. Der Kopf iſ niedergedrü>t und groß; die Zehen ſind wie bei den Fröſchen. Die Färbung iſ ſ{warz oder ſleŒig braun. Das Tier hat ſeinen Namen von der ungewöhnlichen und ſpaßhaften Geſtalt erhalten. Sein Fleiſh gleiht dem der Aale, iſt. geſund und {hma>haft und wird gebraten, geſ<hmort und geſotten gegeſſen, von den Spaniern gewöhnli< mit Eſſig, Pfeffer und Gewürznägelein, von den Mexikanern bloß mit ſpaniſchem Pfeffer zubereitet. An einer anderen Stelle ſpricht derſelbe Berichterſtatter von Kaulquappen, welche die Indianer mit Wohlbehagen genießen und ſogar man<hmal auf die Märkte bringen.
Lange Zeit achtete niemand dieſer Angaben, bis das von dem in ſeiner Art trefflichen Beobachter recht gut beſchriebene Tier nah Frankreih kam und nun der wiſſenſchaftlichen Welt bekannt wurde. Eine genauere Beſchreibung lieferte G. de Cuvier nah zwei von A. von Humboldt aus Mexiko mitgebrachten Stücken. Dieſe hatten die Größe eines Erdſalamanders und die Geſtalt einer Molchlarve, wurden von Humboldt und Cuvier auch als ſolche angeſehen. FJhr Leib war gedrungen, der Kopf platt und verhältnismäßig breiter als bei den damals befannten Waſſermolchen, der Schwanz zuſammengedrüdt und auf der Oberſeite mit einem ſhwachen Hautkamme verſehen, der ſih na< vorn hin über den Rücken fortſezte. Die Vorderbeine hatten vier, die hinteren fünf Zehen. Die Färbung war ein ziemlih gleihmäßiges Dunkelbraungrün; die Zeihnung beſtand aus ſ<hwarzen Fle>en und weißen Tüpfeln.
Nach dieſen beiden Stücken gelangten viele andere nah Europa, und alle glichen den beſchriebenen. Deshalb ſah man ſi veranlaßt, zu glauben, daß dieſe Larvengeſtalt die bleibende der Tiere ſein möchte, und wurde darin unterſtüt dur ihre Ähnlichkeit mit anderen Shwanzlurchen, von denen man ebenfalls nur Larvenformen kannte. So ließ ſich denn ſelbſt de Cuvier beſtimmen, den Axolotl zu den Kiemenlurchen zu ſeßen, that dies jedo< niht, ohne ausdrüli< ſeine Zweifel hervorzuheben und entſchuldigte ſih gleichſam mit den Worten: „Fh ſehe mich genötigt, den Axolotl unter die Geſchlechter mit bleibenden Kiemen zu ſeben, weil ſo viele Zeugen verſichern, daß er leßtere niht verliere.“
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