Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3
Axolotl Beobachtungen übex die Entwickelung. 773
thun; im Laufe des nächſten Tages hatte es ſein Geſchäft bereits vollendet. Sehs Wochen ſpäter wiederholten ſih dieſelben Vorgänge. A. Duméril ließ beide Male die Pflanzen, an welche die Eier angeklebt worden waren, herausnehmen und in geſonderte Been verſezen. Es ergab ſi, daß faſt alle Eier befruchtet waren; 28—30 Tage ſpäter begann das Ausſchlüpfen der Larven. Zunächſt bildeten ſih bei ihnen die Kiemen; einige Tage ſpäter plazte die Mundſpalte, und die Tierhen begannen mit Begierde die im Waſſer umherſ{<hwimmenden Kerfe und Krebschen wegzuſhnappen. Von nun an ging die Weiterentwi>elung ihren regelmäßigen Gang. Anfang September hatten die jungen Tiere beinahe die Größe ihrer Erzeuger erlangt.
Mitte September zeigte ſi< nun an einem der Fungen eine höchſt auffallende Veränderung. Die Kiemenquaſten, der Kamm auf Nü>ken und Schwanz ſ{hrumpften ein; die
Axolotl (Amblystoma tigrinum) ?/% natürl. Größe.
Geſtalt des Kopfes veränderte ſih etwas, und auf der dunkeln Grundfarbe der Haut traten kleine gelblihweiße Fle>en in großer Anzahl hervor. Am 28. September beobachtete man gleiche Veränderungen an einem anderen Jungen, am 7. Oktober an einem dritten, am 10. Oktober an einem vierten. Alle vier wandelten ſih in derſelben Weiſe zu vollfommenen Tieren um, wie andere Schwanzlurche auh: es wurden Molche aus ihnen, und die Richtigkeit der Anſicht A. von Humboldts und G. de Cuviers war erwieſen.
Einer der erſten Verſuche, die Duméril anſtellte, bezwe>te, zu erfahren, ob man durch gewaltſamen Eingriff dieſe Entwi>kelung beſchleunigen könne. Er ſchnitt deshalb mehreren Axolotlen zuerſt einzelne Kiemen der einen, ſpäter auch die der anderen Seite ab, erfuhr, daß dieſe Gebilde ſich erſeßten, wiederholte an denſelben Tieren den Verſuch und gelangte zu dem Ergebnis, daß der Erſaß der Kiemen bei demſelben Stücke fünf- bis ſe<hsmal ſtattfinden könne, ohne das Leben der Larve zu gefährden. Einzelne der Verſuchstiere verwandelten ſih ſ{<ließli< allerdings auh; ſhwerli<h aber iſt man berechtigt, anzunehmen, daß dies infolge der Verſtümmelung ihrer Kiemen geſchehen ſei.