Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4, str. 464
Siebente Ordnung. Die Schmelzſ<hupper (Ganoidei).
Die zweite Unterklaſſe der Fiſche, die der Urfiſche (Palaeichthyes), zu welcher wir uns jeßt wenden, wird gekennzeihnet durch einen pulſierenden Arterienkegel am Herzen, den mit einer Spiralklappe verſehenen Darm und ungekreuzte oder nur teilweiſe gekreuzte Sehnerven. Sie zerfällt in die beiden Ordnungen der Shmelzſchupper und Knorpelflofſer.
Unterſuchung vorweltlicher Fiſche und Vergleihung mit den gegenwärtig lebenden haben erkennen laſſen, daß einige Gattungen der Jeßtzeit eine geſamte Ordnung vertreten. Es iſt hauptſächhlih das Verdienſt Johannes Müllers, die Grenzen dieſer Ordnung beſtimmt zu haben. Allerdings hatten ſchon frühere Forſcher die Zuſammengehörigkeit der hier in Frage kommenden ausgeſtorbenen Arten und der jeßt lebenden Schmelz\hupper feſtgeſtellt; aber erſt die Ergebniſſe der Zergliederung vieler hundert Fiſcharten, die Fohannes Müller gewann, verhalfen uns zu einem klaren Überbli>e der zu dieſer Unterabteilung zählenden Glieder.
Verſteinerte Reſte der Shmelzſ<hupper (Ganoidei) finden ſi in den verſchiedenſten Schichten der Erdrinde, zum untrüglichen Zeichen, daß dieſe Fiſche in früher Urzeit eine weſentliche Rolle geſpielt haben. Bis gegen das Ende der Jurazeit vertraten ſie mit den Knorpelfiſhen und wahrſcheinli<h neben Schädelloſen, Rundmäulern und Lur(hfiſchen die Klaſſe, und erſt mit Beginn der Kreidezeit geſellten ſich die Knochenfiſche zu den genannten, nahmen raſ< an Artenzahl und Formenreihtum zu und verdrängten nah und nach die Schmelzſhupper bis auf die wenigen, weit zerſtreuten Arten der Jeßtzeit, die nur noh in ſüßen Gewäſſern vorkommen. Es iſt ihnen ergangen wie den Beutlern und Gabeltieren : ſie ſind nah und nah ausgetilgt worden und gegenwärtig bis auf wenige Arten, die der Mehrzahl nah au< Gattungen und Familien vertreten, verſ<hwunden. Die übrig gebliebenen ſ{heinen wenig Ähnlichkeit, alſo auh nur eine lo>ere Zuſammengehörigkeit untereinander zu haben; dur Herbeiziehung der ausgeſtorbenen Arten aber läßt ſih ein Bild von der Reichhaltigkeit und Geſchloſſenheit der geſamten Ordnung gewinnen.
Johannes Müller faßt die Merkmale der Shmelzſhupper mit kurzen Worten zuſammen wie folgt: „Dieſe Fiſche ſind entweder mit tafelartigen oder rundlichen, {melzbede>ten Schuppen verſehen, oder ſie tragen Knochenſchilde, oder ſie ſind ganz na>t. Jhre Floſſen ſind oft, aber niht immer, am Vorderrande mit einer einfachen oder doppelten Neihe von ſtachelartigen Tafeln oder Schindeln beſeßt; ihre Schwanzfloſſe nimmt zuweilen