Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

730 Dritte Ordnung: Milben; erſte bis dritte Familie: Lauf-, Waſſer- und Hornmilben.

Ju>en, welches ſi bis zu fieberhaften Erſcheinungen ſteigern kann. Einreiben mit Baumöl oder noh ſicherer mit Steinöl befreit vou dieſem läſtigen Geziefer.

Von einer größeren Art, dem Trombidium fuliginosunm, iſt gleihfalls die. ſe<hsbeinige Larvenform bekannt und als Schmarotzer auf den verſchiedenſten Fnſekten, namentlih aber am Weberkne<ht, befunden worden. Jn heißen Ländern kommen bis 11 mm große Arten von ganz ähnlicher Körpertracht vor; ſo lebt in Guinea und Surinam die Färbermilbe, T. tinctorium, mwel<he eine ſehr brauchbare rote Farbe liefert.

Einen höchſt überraſchenden Anbli> gewähren bisweilen die Äſte, beſonders aber die Stämme alter Linden, wenn ſie von oben bis unten auf der Sonnenſeite mit einem wie Eis glißzernden Geſpinſtüberzug verſehen ſind. Bei genauerer Betrachtung findet man Millionen gelber Milben unter dieſem Seidengewebe, welche daſelbſt zu überwintern beſchloſſen haben. Sie waren ſchon im Sommer vorhanden, ſaßen damals aber an der Unterſeite der Blätter unter einem Geſpinſtüberzug, ernährten ſi< von deren Saft und laſſen ſih hier auf allen Entwicelungsſtufen antreffen. Die Milbenſpinne (Tetranychus telarius oder tiliarum oder s0cius), um welche es ſih hier handelt, iſt ïaum 1,12 mm lang, orangefarben, an den Seiten des eirunden Leibes mit je einem roſtgelben Fle>chen gezeichnet und fein behaart. Die Kieferfühler ſind nadelförmig und ſtechen, die Kiefertaſter furz, mit diden Klauen verſehen. Die beiden vorderſten Paare der Beine ſtchen von den hinteren Paaren weit ab; auch ſind am vorderen Rückenteil zwei Äugelchen vorhanden. Schon Linné wußte, daß dieſe Milbe den Treibhauspflanzen gefährlich werden kann, wie ſie no< heutigestags von den Gärtnern als rote Spinne gefürchtet wird.

Dieſe und no< andere Arten mit klauen- oder nadelförmig endenden Kieferfühlern und zwei dit beiſammen ſtehenden Luftlöhern am Grunde jener nähren ſi< im vollfommenen Zuſtande von Pflanzenſtoffen, viele als Larven ſ{hmarozend bei Gliedertieren oder Warmblütern, und ſind zu der Familie der Lauf-, Land- oder Pflanzenmilben (Trombidiidae) zuſammengefaßt worden.

Die Waſſermilben (Hydrachnidae, rihtiger Hydrarachnidae) ſtimmen hinſihtlih der Stigmenlage und der Bildung ihrer Kieferfühler mit den vorigen überein, haben aber fünfgliederige Taſter und leben im Waſſer, ſtehendem und fließendem. Fhre Lebensgeſchichte iſt reih an ſeltſamen Erſcheinungen. So kommen beiſpiel8weiſe mehrere Arten vor, bei denen die beiden Geſchlehter in ſehr verſchiedenen Formen auftreten: während die Weibchen der herrſhenden Kugelform treu bleiben, endigen die Männchen in einem ſ{<hwanzartigen Fortſaß. Dabei zeigen alle die bereits erwähnten Hauptmerïmale nebſt ſiebengliederigen, von vorn nach hinten am Körper an Länge zunehmenden Beinen mit eingelenkten, alſo beweglihen Schwimmborſten und zwei Krallen am Ende.

Nach der oft ſchr ſonderbaren Begattung legt das Weibchen der einen ſeine Eier in angebohrte Pflanzenſtengel, der anderen an die Unterſeite von Blättern, wo ſie dur Gallerte vereinigt werden. Da, wo ein Weibchen ſein Geſchäft zu Ende geführt hat, fährt niht ſelten ein zweites und drittes gleiher Art fort, wodurch weitverbreitete Überzüge an den Blättern zu ſtande kommen. Nach einigen Wochen ſ{lüpfen die Jungen aus, nur ſe<sbeinig und mit einem beſonders entwi>elten Saugrüſſel verſehen, welchen ſie in den Körper eines Mitbewohners ihres Waſſertümpels einbohren, um als Shmaroßer an einem Käfer, einer Wanze 2c. oder deren Larven zu beginnen. Wenn jedo<h ihre Zeit gekommen, verlaſſen ſie den Wirt, häuten ſich, wobei die Beine kürzer werden, gehen auf den Boden ihres Waſſerloches und ruhen hier als Puppen. Endlich reißt die Haut zum legten Male,