Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

738 Dritte Ordnung: Milben; fünſte Familie: Ze>en.

Kennzeichen für das Weibchen einen faſt einfarbigen, dehnbaren Leibesteil, aber ein mit weißem oder gelbem Schmelze bede>tes und dabei dunkelfarbiges Rückenſchild an. Dahin gehört unter anderen die amerikaniſche Waldlaus (Amblyomma americanum), welche, den volkstümlihen Namen „Nigua, Tigua, Pique“ nach zu ſchließen, vielfah mit dem Sandfloh verwechſelt worden zu ſein ſcheint, eine der gemeinſten und bekannteſten Ze>en Amerikas iſt und na< Art unſerer Holzbö>ke Menſchen und Tiere plagt und namentlih den Pferden in der Weichengegend viele Schmerzen verurſacht; dieſe laſſen ſih die Quälgeiſter daher ‘gern von den Hühnern ableſen. Die 2,25—3 mm meſſende Zee iſt furz eiförmig im Umriſſe, ſ{<mußig rotbraun von Farbe, auf der Oberfläche ſehr fein punktiert und von einer Furche ringsgum eingefaßt. Das Weibchen hat eine hellgelbe Schildchenſpiße, welhe dem Männchen fehlt. Gewiß gehören auch die beiden Arten hierher, welhe Bates in der Nähe von Villa Nova in Nieder-Amazonien ſo zahlrei antraf. Die höher gelegenen und tro>eneren Länderſtriche jener Gegend ſind überall ſandig, und hohe grobe Gräſer bilden den Saum der breiten Wege, die man dur< das junge Holz geſhlagen hat. Dieſe Stellen wimmeln von Carapätos, häßlichen Ze>ken, welche auf den Spitzen des- Graſes ſißen und ſi< an die Kleider der Vorbeigehenden anhängen. Bates gebrauchte täglich eine volle Stunde, um dieſe läſtigen Tiere von ſeinem Körper abzuleſen, wenn ex von einem Ausflug zurückgekehrt war. Er unterſcheidet zwei Arten, die jedo< beide in einem kurzen, di>en Rüſſel und einer hornigen Körperbede>œung wie in der Lebens- weiſe übereinſtimmen. Sie ſeßen ſih auf die Haut, verſenken ihren Rüſſel in dieſelbe, um Blut zu ſaugen, und verwandeln dadurch ihren platten Körper in einen kugelrunden, jedo< gebrauchen ſie mehrere Tage dazu, bis ſie ſih vollgeſogen haben. Man fühlt weder Schmerz no< Ju>en, bekommt aber dur< das unvorſichtige Loslaſſen derſelben ſ{<hmerzhafte Ge\hwüre, weil dann der Rüſſel ſte>en bleibt. Um ſie zum Loslaſſen zu bewegen, betupſt man ſie gewöhnlih mit Tabakſaft. Sie klammern ſi< niht mit den Beinen an das Fleiſch feſt. Beim Herumkriechen an den Grashalmen und Blättern brauchen ſie nur das vorderſte ihrer Fußpaare, während die übrigen ausgeſtre> und immer bereit gehalten werden, ein vorbeiſtreifendes Opfer zu erfaſſen. Die kleinere Art iſt gelbli<h und ſo zahlrei vorhanden, daß ſie ſih niht ſelten dußendweiſe dem Wanderer anhängt. Wenn ſie ſih vollgeſogen hat, erreicht ſie ungefähr die Größe eines Schrotkornes Nr. 8. Die größere findet ſich ſeltener und wird ſo groß wie eine Erbſe. Aus dieſen Mitteilungen geht zur Genüge hervor, daß ſi die amerikaniſhen Ze>en dur< ihre Lebensweiſe in nihts von unſeren heimiſchen unterſcheiden.

Wieder andere, meiſt afrikaniſche, Éleinaſiatiſche, darunter aber auch einige ſüdeuropäiſche Arten zeihnen ſi< durch glänzende, halbkugelig heraustretende Augen und eine große, dreie>ige Chitinplatte für die rißenförmigen Luftlöcher aus und ſind zu der Gattung Hyalomma vereinigt worden, während noh andere dur kürzere und von der eben beſchriebenen Form etwas abweichend gebildete Mundteile weitere Trennungen nötig gemacht haben.

Dur cine ſchildartige, nah vorn ſhwach verſhmälerte Rükenflähe und durch einen der Bauchſeite angehefteten kurzen Rüſſel weichen die Saumze>en (Argas) weſentli von den b'shex beſprochenen Holzböken ab. Es gibt nux wenige Arten, von denen die ſogenannte Giftwanze von Miana, „Malleh“, oder die perſiſhe Saumze>e (Argas persicus) dur fabelhafte Neiſeberichte eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Nach Abzug aller in- ſolhen Fällen vorkommenden, ſhon mehrfah zur Sprache gebrachten Übertreibungen bleibt als Wahrheit von dem Betragen dieſer Ze>e übrig, daß ſie in Perſien und au<h in Ägypten (von da liegen mir wenigſtens Stücke vor) mehr oder weniger