Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Gemeiner, gerandeter und violettroter Holzbo>. 737

vollgeſogene Tiere zweiter Altersſtufe und natürlih wieder von anderem Anſehen, welches niht nur nah der Menge des aufgenommenen Blutes und dem Stande des Verdauungsprozeſſes, ſondern ſelbſt na<h dem Wohntier abändert, findet man niht ſelten, den Leib ſchwerfällig nahziehend, frei umherkriehend, häufiger jedoch feſtgeſogen an Menſchen und allerlei Säugetieren, beſonders Hunden und Eichhörnchen, bei wel leßteren ſie die Ränder der Augenlider und die Lippen am liebſten zum Anſaugen zu wählen ſcheinen. Die lette Häutung, der Übergang zur Geſ<hlechtsreife, erfolgt während der Naht und konnte daher von Pagenſtecher tros aller Bemühungen niht beobachtet werden.

Auf der lezten Altersſtufe tritt nun zu den beiden, von der Leere oder Füllung des Darmes bedingten, auh ſchon den früheren Stufen eignen Formverſchiedenheiten noch die des Geſchlechts hinzu, indem das Männchen, welches man nie angeſhwollen geſehen hat, ein anderes Ausſehen darbietet, als das nüchterne und als das wohlgenährte Weibchen. Bei ihm (Fig. c S. 736) wird faſt der ganze Rü>en von einer glänzend pe<hbraunen, etwas behaarten und punktgrubigen Platte bede>t die über die Hälfte länger iſt als die des Weibchens, und die Bauthſeite zeigt Querleiſten zwiſchen der Ge ſhle<ts- und Afteröffnung; überdies unterſcheidet es ein bedeutend Éürzerer Rüſſel vom Weibchen. Mir ſcheint der gerandete Holzbo> (Ixodes marginalis) Hahns, welchen man hier und da abgebildet findet, eben nur das Männchen der gemeinen Art zu ſein. Das Weibchen (Fig. d) hat ein gerundetes, nah vorn etwas verengertes Rüdenſchild, welches den größten Teil des Leibes frei und dehnbar läßt. Vollgeſogen hat es die Geſtalt von Fig. e und f und eine vom Weiß durch das Fleiſchrote bis zu Braun übergehende BViolettroter Holzbo> Färbung. Jn dieſer Form iſt das Tier von je am meiſten aufge- (TIxodes reduyius). Ber: fallen. Man findet die gemeine Hundszee in beiden Geſchlechtern E und im nüchternen Zuſtande frei ſ<hwärmend, aber bemüht, ſich irgend einem Tiere oder dem Menſchen anzuſeßen, das Weibchen, um ſih hier zu mäſten, das Männchen, um ſih mit jenem zu paaren. Ein erwachſenes Weibchen erreiht an einem Hunde in 9 Tagen, bei entſprechender Breite, die Länge von 11 mm und wird ſo elaſtiſ<h, daß es beim Herabfallen auf den Boden wie ein Gummiball in die Höhe ſpringt. Seine Farbe pflegt am Hunde eine mit Fettglanz verbundene ſteingraue zu ſein. Obgleich ſich die Ze>e unter günſtigen Umſtänden ſ<hnell entwidelt, ſo wird ſie doh dur ihre Lebensart zu längerem Faſten verurteilt und auf dieſe Weiſe ihre Lebensdauer dur<ſ<nittli<h auf die Zeit vom Mai bis Oktober ausgedehnt.

Der violettrote Holzbo> (Ixodes reduvius), welder von Hahn in der beigegebenen Figur abgebildet und von einigen Schriftſtellern mit dem vorigen verwechſelt wird, lebt ganz in derſelben Weiſe, iſt aber meiner Anſicht nah gewiß davon verſchieden. Jh beſiße mehrere Stücke/ welche ih mit kärglih genährten Weibchen der vorigen Art frei ſ[<hwärmend eingeſammelt habe. Das ganze Tier iſt rot, an dem größeren Rüenſchild “und den Beinen ſtellenweiſe wie mit weißlihem Reife bede>t und am dunkleren, vom Schilde \rei gelaſſenen Teile in der angegebenen Art gezeichnet. Dieſe Ze>e ſoll ſich vor¿ugsweiſe an Schafen, aber auc an Hunden, beſonders Jagdhunden, und Rindern finden.

Ze>en von ähnlicher Geſtalt und Größe, meiſt aber bunter von Farbe, beſonders in verſchiedenen Tinten rot mit lihteren oder dunkleren Zeichnungen, leben ſehr zahlreich im ſüdlichen Amerika und in anderen heißen Ländern, unterſcheiden ſi< aber weſentlich von unſeren heimiſchen Holzbö>en dadur<, daß ſie etwa in der Mitte der Schildſeite in einer ſeihten Ausbuchtung als einen lihten, matten Punkt erſcheinende Augen tragen. Koch

vereinigte die zahlreihen Arten unter dem Gattungsnamen Amblyomma und gibt als Brehm, Tierleben. 3. Auflage. IX. 47