Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Amerikaniſche Waldlaus. Perſiſche und muſchelförmige Saumze>e. 739

zahlrei in den Wänden der menſchlihen Wohnungen lebt und ganz nach Art der Bettwanze des Nachts die Stläfer überfällt, um ſi an deren Blut zu ſättigen, wobei ſie eine [hmerzhafte Wunde zurü>läßt, am Morgen aber ſtets ſpurlos verſchwunden iſt. Wer ſih eine Vorſtellung von der Wanzenplage bei uns zu Lande machen kann, dem wird die Angabe des jüngeren Koßebue in ſeiner „Reiſe dur Perſien“ niht unwahrſcheinlith klingen, daß dur dieſes Ungeziefer die ganze Einwohnerſchaft aus einzelnen Dörfern vertrieben worden ſei. Wenn dagegen Berichte aus Miana, wo die europäiſchen Geſandtſchaften zu übernachienr pflegten, erzählen, daß dasſelbe Tier, „die Giftwanze von Miana“, nur die Fremden auf: ſuche und 24 Stunden nach ihrem Biſſe Todesfälle eingetreten ſeien, ſo kommt wohl im leßteren Falle das dort herrſchende, für Ausländer ſo gefährliche Faulfieber, aber niht der Stich der Saumze>e in Betracht. Die gefürchtete Zee hat ein etwas unheimliches Anſehen, dur< wel<hes i< wenigſtens, vielleicht wegen der grubig- körnigen Obexfläche des ſehx platten, in den Umriſſen birnförmigen Körpers, an die häßlihe Wabenkröte erinnert werde. Die ganze Rückenfläche des’ braunroten Körpers iſt dicht mit weißen, runden Grübchen be- « ſeßt, von welchen die punktför- | migen, beſonders am Rande und Ö an der hinteren Körperhälfte * in Längsreihen, etwas größere, vorzugsweiſe der vorderen NRüttenflähe zufallende, mehr in Querreihen geordnet auſtreten, nung die Hede ſein kann, Die 2° HlBumige Saumzede rers cocu vn dr miden nd Augen fehlen. Jn dieſer Be- j

ziehung ſowie in Rü>kſicht auf Bildung der Beine und des Rüſſels hat die genannte Art die größte Ähnlichkeit mit einer zweiten, welche als deutſche eine nähere Berückſichtigung verdient.

Die muſchelförmige Saumzed>e (Argas reflexus), welche unſere Abbildung von der Rü>en- und Bauchſeite vergegenwärtigt, ſcheint in ſehr ähnlicher Weiſe wie die perſiſhe „Giftwanze“ zu leben. Sie hält ſi in den menſ<hlihen Wohnungen auf, am Tage verſte>t in Mauerrißen, und nährt ſi bei Nacht vom Blute der Tauben, vorzugsweiſe der jungen, welche niht ſelten davon zu Grunde gehen. So berichtet Latreille über dieſe Milbe und unabhängig von ihm ein zweiter franzöſiſcher Schriftſteller, Hermann, welcher ſie in ſeinem „Mémoire aptérologique“ (Straßburg 1808) Rhynchoprion columbae nennt und ſeine Verwunderung darüber ausſpriht daß ſie niemand erwähnt, da ſie ſein Vater doh ſchon ſeit 30 Jahren als läſtigen Paraſiten der Tauben kenne. Bis dahin “ wird Frankreih und Ftalien als das Vaterland der muſchelförmigen Saumze>e angegeben und von anderer Seite (Herrih-Schäffer) die Vermutung ausgeſprochen, daß ſie auch in Deutſchland vorkommen könne. Dieſe Vermutung hat ſi< denn auh na<h und nah für verſchiedene Gegenden unſeres Vaterlandes beſtätigt und zwar unter höchſt intereſſanten Nebenumſtänden. Zu Camen in Weſtfalen fand ſih die Ze>e, nah dem Berichte des Dr. Boſhulte, zu Anfang des Jahres 1859 (und auh ſhon in den vorangegangenen Jahren) im oberen Teile eines maſſiven Hauſes und zwar an den tapezierten Wänden verſchiedener Zimmer, vorzugsweiſe einer Schlafkammer, welche den mittleren Teil eines

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