Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 287

Feuerleiber. Appendikularien. 247

in dieſem augenbli>lih das Leuchten aufhöre, ſondern daß es nun auh am übrigen Tiere von der Bauchfläche ſhnell nah dem anderen Ende abnehme. Von einem Ausſtrömen der leuhtenden Subſtanzteilchen hat er nihts geſehen.

Übereinſtimmend iſt aber der Eindru>, den das prächtige Schauſpiel auf alle Beobahter machte, wel<he die Tiere bald mit glühenden Kugeln, bald mit weißglühenden Eiſenſtäben verglichen. Es reiht ſich an jene anderen unvergeßlichen Anſchauungen, welche der Ozean dem Weltumſegler zuführt.

Eine befriedigende Erklärung des Leuhtens der Feuerwalzen hat uns erſt Panceri gegeben. Wir wiſſen nun, daß bei jedem Fndividuum des Pyrosoma-Sto>es das Leuchten von zwei Zellenhaufen ausgeht, welche nicht, wie die früheren Beobachter meinten, die Eierſtö>e des Tieres ſind, ſondern eben die Leuchtorgane. Jhre Lage iſt in der Umrißzeichnung erſichtlich. Fig. 1 gibt das offffeneGnde des Sto>es in natürlicher Größe. Die älteren Jndividuen ſind mit rüſſelförmigen Verlängerungen am Vorderende verſchen. Fig. 2 iſt die Höhlung des Cylinders, o in 2 die Eingangsöffnung eines Fndividuums, ol ſind die beiden ganz oberflächlich liegenden Leuchtdrüſen in der Nähe des Nervenknotens. Die leuchtenden Punkte, welche von einer gereizten Stelle der Kclonie aus allmähli<h ſi<h über den ganzen Feuerzapfen bli>en laſſen, ſind alle zu zählen und betrugen bei einem 8 em langen und 4 em im Durchmeſſer habenden Pyrosoma 6400, da ſi die Anzahl der mikroſkopiſchen Tiere auf 3200 berechnete. Es iſt Panceri aber noh niht vollſtändig gelungen, die Art der Fortpflanzung des Leuchtreizes Leu Gtorgane von PrroSoma von einem Tiere auf die benachbarten und ſo über die ganze Kolonie feſtzuſtellen. Wahrſcheinlich ſind die Nerven im Spiele, welche zu den Muskeln gehen, wodur< die Fndividuen miteinander verbunden ſind.

Jm Anſchluß an die Ascidien ſei einer merkwürdigen Gruppe kleiner Meerestiere gedacht, welhe man als Appendikularien bezeichnet.

Sie ſtehen tiefer in der Reihe der Manteltiere als die Ascidien, ſind aber in gewiſſem Sinne höher organiſiert als dieſe, ein nur ſcheinbarer Widerſpruch, wie uns ſofort klar wird, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die Ascidien ſelbſt als Larven auh höher organiſiert ſind als wie im vollentwi>elten Zuſtande, daß ſie anfangs frei beweglih, mit Ruderſhwanz und mit beſonderen Sinnesorganen (Augen, Gehörſäkchen) verſehen ſind. Die Verwandlung der Ascidien iſt eine rü>ſchreitende, wie bei den Nankenfüßern unter den Krebſen. Die Appendikularien ſind nun gewiſſermaßen Manteltiere, welche zeitlebens niht über die Larvenſtuſe der höheren Formen hinwegkommen. Sie bleiben üummer freilebend, wenn viele von ihnen auch ein ſogenanntes „Gehäuſe“ bewohnen. Dies findet aber nur vorübergehend ſtatt, und jenes Gehäuſe iſt eine Art Köcher, welcher durch ein ſ<leimiges Abſcheidungsprodukt ihrer Körperoberfläche gebildet wird. Die Abſcheidung geht ſehr ſchnell vor ſih: bei einem lebensfräftigen Fndividuum innerhalb einer Stunde. Die