Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 288

248 Manteltiere. Zweite Ordnung: Salpen.

Höhlung iſt geräumig genug, dem Tiere freie Bewegungen in derſelben zu geſtatten. Nach geraumer Zeit verläßt der Verfertiger dieſe vorübergehende Wohnſtätte, {hwimmt herum, um ſih, wahrſcheinlih als eine Art Schußhülle während der Ruhepauſen, bald wieder eine neue zu bilden.

Der Körper der Appendikularien iſt mehr oder weniger eiförmig und verlängert ſich hinten in einen ſeitlih abgeflachten, ziemlich breiten Nuderſhwanz von 3-—4facher Körperlänge, der im FJnneren durch eine feſtere, biegſame Achſe, einem der Wirbelſäule der Wirbeltiere entſprechenden Gebilde, geſtüßt erſcheint. Der am vorderen Leibesende gelegene Mund iſt oben von einer Art Lippe überragt, und der After öffnet ſih in der Mittellinie des Nückens ungefähr in gleicher Entfernung vom Munde und von der Wurzel des Schwanzes. Von Sinnesorganen liegt ein Gehörſä>chen mit einem runden, ſteinartigen Gebilde (Otolithen) im Fnneren vorn in der Nähe des Mundes, und hin und wieder finden ſi< Taſtborſten auf der Außenſeite des Körpers. Die meiſten Arten leben pelagiſh auf der Oberfläche des Meeres, doh fand Chun eine und no< dazu re<t anſehnliche bei einer Tiefe von ca. 3000 m im Mittelmeer.

Zweite Drdnung. Die Salpen (Thaliacea).

Der Dichter Chamiſſo, welcher als Naturforſcher eine ruſſiſ<he WeltumſeglungsCxpedition begleitet hatte, veröffentlichte 1819 eine Abhandlung über die in den ſüdlichen Meeren beobachteten Salpen und ſtellte die damals höchſt paradox und unwahrſcheinlih klingende Behauptung auf, von dieſen dur<hſihtigen, frei im Meere ſ{<hwimmenden Tieren gehörten immer zwei Formen zu einer Art, die Tochter gliche nie der Mutter, ſondern der Großmutter, die Fndividuen der einen Form ſeien immer in größerer Anzahl zweireihig miteinander verbunden als ſogenannte Salpenketten, die Fndividuen der zweiten Form dagegen lebten iſoliert. Man war, wie geſagt, wenig geneigt, dieſen Angaben Glauben zu ſchenken, bis einige 20 Jahre ſpäter Steenſtrup ſeine ſo glü>lihen Anſichten über den Generationswe<hſel begründete und auc die Salpen in den Kreis der dieſer Fortpflanzungsweiſe unterworfenen Tiere einbezog.

Auch an den Salpen wird der größte Teil der Körpermaſſe dur< den Mantel gebildet, der aber, obwohl feſt, von ſolcher Durchſichtigkeit iſt, daß man das Tier im Waſſer gar niht erkennen würde, wenn es ſi<h niht dur< einzelne gefärbte und undur<hſihtige Körperteile, wie namentlih den Eingeweideknäuel, verriete. Von der Übereinſtimmung der chemiſchen Beſchaffenheit des Mantels der Salpen mit dem der Ascidien iſt ſhon die Rede geweſen, aber auh im übrigen werden wir uns über die einander entſprehenden Körperteile und ihre Lage leiht verſtändigen. Sowohl die zu Kettenreihen vereinigten als die einzeln ſchwimmenden Jndividuen nehmen dur< eine vordere Öffnung (a) Waſſer in eine weite Höhlung auf, in welcher die Kieme (d) diagonal ausgeſpannt iſt. Sobald der große Sghlu> gethan, ſ<hließt ſi jene Öffnung, bandartige, in der Abbildung (S. 249) durch feine Striche angedeutete Längs- und Quermuskeln ziehen in einem Tempo den Körper zuſammen, und das Waſſer entweicht nun dur eine hintere, aber etwas zur Seite gelegene Öffnung (b) und treibt dur< ſeinen Stoß das Tier ein Stü>k vorwärts. Fn demſelben Ende der Tonne liegt ein bräunlicher Kern, der Eingeweideballen (ce), vor ihm, in den inneren

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