Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Die Krebſe.
Innerhalb des großen Kreiſes der Gliedertiere nehmen die Krebſe oder Kruſtentiere (Crustacea) cinen wohl beſtimmten Plaß ein. Mit den übrigen Klaſſen dieſes Tierſtammes die durchgehende Gliederung des Körpers, ſowohl des Rumpfes als der Gliedmaßen, teilend und in der Anlage und Lagerung der Körperteile im weſentlichen mit ihnen übereinſtimmend, ſind ihre Eigentümlihkeiten im allgemeinen ſolche, welche dem Leben im Waſſer entſprechen. Wenn viele Jnſektenlarven lange Zeit unter Waſſer leben, einige ausgebildete Jnſekten, Spinnen und Milben wenigſtens zeitweilig unter Waſſer gehen können, ſo verleugnen ſie dabei ihre Natur als Luſttiere niht, ihre Atmungswerkzeuge bleiben dem Schema der Luftatmungswerkzeuge getreu, und manche Käfer und Spinnen nehmen ſi< ſogar eine Portion Luft mit unter Waſſer, um davon ihr Atmungsbedürfnis zu beſtreiten, während ſie dem gasförmigen Element lebewohl geſagt haben. Nicht ſo die Krebſe: fie ſind Waſſeratmer und zu dieſem Zwe>e mit Kiemen verſehen, die wir vor: läufig mit den Kiemen der Fiſche vergleichen können, ſpäter aber etwas ſpezieller betrachten müſſen.
Nicht wenige Krebſe, namentlih aus den Gruppen der Aſſeln und Krabben, haben ſih jedo< im Laufe der Jahrtauſende dem Landleben angepaßt und atmen Luft, obſchon ihre Atmungswerkzeuge ein kiemenartiges Ausſehen bewahrt haben.
Ein zweites Merkmal aller ausgebildeten und niht durh Schmaroßerleben verfümmerten Krebſe iſt, daß ſie mehr als vier Paar Beine beſizen. Es iſt alſo nichts leichter, als wenigſtens oberflählih zu konſtatieren, daß ein uns in die Hände kommendes Gliedertier ein Krebs iſt. Mit drei Paar Beinen iſt es ein Jnſekt, mit vieren eine Spinne. Jm allgemeinen liegt auh die Verwechslung mit einem Tauſendfuß bei der Wurmähnlichkeit dieſes leßteren und dem Mangel äußerer Kiemen zwar ſern, doh können gewiſſe Aſſeln (Glomeris) in ſo hohem Grade manchen Myriapoden (Armadillo) in der äußeren Geſtalt ähnlich ſein, daß ältere Naturforſcher (z. B. Panzer) beide zuſammenwarfen. Die Hautbede>ungen aller Gliedertiere beſtehen aus einem mifroſfopiſ<h und chemiſch ſih eigentümlih verhaltenden Stoffe, dem Chitin, das bei vielen Krebſen dur Zwiſchenlagerung von fohlenſaurem Kalk eine größere Stärke und Widerſtandsfähigkeit erhält. Damit dürfte alles geſagt ſein, was die Krebſe als Geſamtheit betrifft. Denn, ſo mannigfaltig die Inſekten ſind, in der Verſchiedenheit ihres Baues und der Lebensweiſe werden ſie weit von den Krebſen übertroffen. Jm offenen Mecxre gleich heimiſch wie an den Küſten, halten ſie ſi zugleich in den verſchiedenſten, dem tieriſchen Leben überhaupt zuträglichen Tiefen: zonen auf. Eine Reihe von Ordnungen hat ſi< dem ſüßen Waſſer alkommodiert, dem fließenden und ſtehenden, guten und mit faulenden Subſtanzen erfüllten. Aus ihrem eigentlichen Element heraustretend, leben dieſe unter Steinen und Geſträuchen, während