Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
D) Krebſe. Allgemeines.
andere weite Reiſen über ſandige Flächen unternehmen und einzelne Krabben, ja ſelbſt langſhwänzige Krebſe auf Büſche und Bäume klettern. Meiſt frei ihrem Raube nathgehend, dazu dur ihre ſharfen Sinneswerkzeuge, ſtarken Kiefer, Scheren und robuſten Gliedmaßen befähigt, haben ſie au< zahlreiche Genoſſen unter ſih, bei welchen die anſänglih viel verſprehende Gliederung beim weiteren Wachstum ins Stoen gerät, und die nun einem Schmaroßertum auf Fiſchen, Krebſen, wohl au< auf Würmern, verfallen, in welchem ſie zu ſcheinbar lebloſen Sä>en verkümmern.
Der Hautpanzer überzieht den ganzen Körper mit allen ſeinen Anhängen, aber nicht in gleihmäßiger Stärke, indem derſelbe zwiſhen den Leibesringen und in den Gelenken eine weichere, bei der Bewegung nachgiebige Beſchaffenheit annimmt, häufig auch ſtellenweiſe, namentli< an den Scheren, wenn ſolche vorhanden ſind, einen höheren Grad der Härte erlangen kann. Sehr häufig bildet er beſonders um das Kopfbruſtſtück eine Duplitatur, die ſi< in manchen Fällen (Waſſerflöhe, Muſchelkrebſe) zu einer zweiklappigen Schale, ähnli wie bei den Muſcheln entwi>elt. Bei ſehr vielen Rankenfüßern iſt, und in erſter Linie zufolge ihrer Lebensweiſe als im ausgebildeten Zuſtande feſtſizende Tiere, die Schale niht nur beſonders rei<h an Kalkſalzen, es wird ihre Ähnlichkeit mit den Gehäuſen der Weichtiere ſo groß, daß ältere Naturforſcher dieſe Tiere für abweichende, abenteuerlihe Mollusken anſahen.
Die oft prachtvollen bunten Farben befinden ſi< entweder als diffuſes Pigment in der ganzen Schale oder in beſonderen, oft beweglichen Zellen des unter dieſen liegenden Gewebes. Rot oder rôtlihgelb iſt bei Krebſen eine weitverbreitete Farbe, und man kann es in gewiſſem Sinne die Urfarbe dieſer Tierklaſſe nennen, zu dex die meiſten nah ihrem Tode zurückehren, und die auch vielfah ſolchen eigentümlich iſt, welche, wie z. B. in der Tiefſee, dem Lichte und ſeinen mittelbaren und unmittelbaren Einflüſſen entzogen ſind. So iſt eine auh an den ſchottiſchen Küſten vorkommende Krabbenart (Pandalus annulicornis) in ſeihtem Waſſer mattgrau wie der Boden, auf dem ſie lebt, wird aber in einer Tiefe von etwa 200 m an lebhaft rot. Solche Formen von Kruſtentieren hingegen, welche in Höhlen und ähnlichen unterirdiſhen Räumen hauſen oder ſi< in Sand und Schlamm eingraben und ſo dem Lichte entzogen ſind, erſcheinen bleihſüchtig hell. Pelagiſch, auf der Oberfläche des Meeres lebende Krebſe ſind oft glasartig dur(hſihtig. Nahe verwandte Arten ſind bisweilen verſchieden gefärbt, finden ſi< dann aber auh an verſchiedenen Lokalitäten und gleichen der vorherrſchenden Farbe des dortigen Untergrundes. Auch die nämliche Art kann in flahem Waſſer dem Kolorit der Umgebung entſprechend variieren. So iſt nah Beobachtungen von Carrington und Lovett der Taſchenkrebs auf hellem Sandboden gelbgrau, rötlihbraun aber auf ſolchem, der eiſenſchüſſig iſt, und mattbraun, oft mit einem Stih ins Grünliche auf Schlammboden. Jn den Pfüßen, welche zur Zeit der Ebbe auf und zwiſchen den Diorit- und Syenitfelſen der Kanalinſeln zurückbleiben und die dur eine reiche bunte Meeresflora ausgezeichnet ſind, finden ſih auch die bunteſten Exemplare der Taſchenkrebſe, namentlih prächtig grüne mit weißen Abzeichen.
Dasſelbe Fndividuum ändert ſeine Farbe auh in einer der Färbung ſeiner jeweiligen Umgebung entſpxehenden Weiſe, und dies iſt bei ſehr vielen anderen Krebſen der Fall. Es ſeßt aber dieſe Erſcheinung immer die Gegenwart beſonderer beweglicher Farbenzellen, ſogenannter Chromatophoren, in den unter dem Panzer befindlihen Geweben voraus. Maßdorff hat an einer in der Kieler Bucht und überhaupt an den meiſten Küſten Europas und Nordamerikas häufigen Aſſel (Tdothea tricuspidata) die umfaſſendſten einſchlagenden Unterſuhungen gemacht. Danach iſt die Nahrung, das Licht direkt, der Salzgehalt des Waſſers und die Temperatur ohne Einfluß. Das lettere iſt einigermaßen beſremdlih, da bei anderen Krebſen, z. B. der Garneele des Mittelmeeres (Nica edulis)