Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Bau. Färbung. Häutung. 7
ſich die Chromatophoren bei herabgeſeßter Temperatur zuſammenziehen. Fumer entſprachen die von Maßdorff beobachteten Tiere in ihrer Farbe der nächſten Umgebung und oft in ſo hohem Grade, daß er nah monatelanger Beſchäftigung mit denſelben doh noh hin und wieder getäuſcht wurde. Fn dunkeln und hellen Schüſſeln veränderten die Aſſeln dur< Ausdehnung und Zuſammenziehung der Farbenzellen ihre Färbung immer in entſprehender Weiſe. Überzog er ihre Augen mit einer Schicht von ſ{<warzem, undur{hſihtigem Lak, dann verloren ſie jene Fähigkeit, die übrigens au< niht bei allen, der Färbung nah von Hauſe aus untereinander ſehr verſchiedenen Jndividuen die nämliche war. Gelegentlich treten auh bei Krebsarten frappante Farbenvarietäten auf. Albinos find ſehr ſelten, aber himmelblaue Hummern und Flußkrebſe wurden gelegentlich beobachtet, leßtere in Weſtfalen niht gerade ſehr ſelten; ja, in gewiſſen dortigen Bächen auf mergeligem Boden ſollen ſie kurz nah der Häutung alle blau ſein.
Da alle Panzerteile ſtarr ſind, ſo wachſen ſie niht in dem Maße mit, wie der Krebs ſelbſt, ſie müſſen daher von Zeit zu Zeit abgeworfen werden, welchen Prozeß man als die Häutung oder der deutſche Fiſher meiſt als das „Mintern“ bezeichnet und der am Flußkrebs namentli<h von Max Braun eingehender unterſucht worden iſt.
Alle ſi< niht häutenden Gliedertiere ſind nah ihrer Verwandlung und nachdem ihr Hautſkelett eine gewiſſe Starrheit und Feſtigkeit erlangte, an eine beſtimmte Größe gebunden: ſie wachſen niht mehr. Die ſi< periodiſ< häutenden Krebſe haben die Fähigkeit erlangt, zeitlebens zu wa<hſen. Man betrachte einige hundert Maikäfer: ihre geringen Größenunterſchiede haben ſie aus ihrem Puppenzuſtande ererbt, und während ihrer furzen Shwärmzeit gleichen ſie ſi< niht aus. Ein kleiner Krebs hat aber die Hoffnung, ein großer zu werden, wenn nicht eine unkluge Nationalökonomie ihn ſhon als Jüngling der Küche überliefert. Das Erſtaunen über die Möglichkeit, wie der Krebs ſich ſeines ſtarren Panzers alljährlich entledigen kann, wird vermehrt, wenn man ſieht, wie auch die feineren Organe, Fühlhörner, Augen, Kiemen dabei ihrer Hüllen ledig werden, ja, daß auch der Darmkanal an der Häutung teilnimmt. Schon Réaumur hat in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Häutung des Flußkrebfes genau beobachtet und beſchrieben. Er hielt zu dieſem Zwe>e Krebſe in durhlöcherten Glasgefäßen, die in fließendem Waſſer ſtanden. Bedenkt man, daß auch die chitinöſe Magenhaut und die Zähne, welche dieſelbe bildet wechſeln, ſo begreift man, daß der Krebs einige Tage vor der mit großen Unbequemlichfeiten und Unbehaglichkeiten verbundenen Häutung keinen großen Appetit verſpürt. Wer könnte viel ans Eſſen denken, wenn ihm alle Zähne wa>eln? Man merkt auc die bevorſtehende Kataſirophe dur das Gefühl; drückt man mit dem Finger auf das Hautſkelett, ſo gibt es etwas nah. Es hat ſi alſo wohl ſhon in der vorhergehenden Zeit durch eine teilweiſe Auflöſung ſeines Kalkes gelo>ert. Eine auf <emiſ{<hen Analyſen beruhende Vergleichung liegt meines Wiſſens niht vor. Vald darauf wird der Krebs unruhig. Er reibt die Veine gegeneinander, dann wirft er ſih auf den Rüden, arbeitet mit dem ganzen Körper, und es gelingt ihm, die Haut zu zerreißen, welche am Rü>ken den Panzer des Kopfbruſtſtückes mit dem Schwanz verbindet. Damit hebt ſich das große Rückenſchild. Auf die erſten Anſtrengungen folgt eine Ruhe. Bald beginnt der Krebs wieder ſeine Beine und alle Körperteile zu bewegen, und man ſicht nun, wie der Panzer des Kopfbruſtſtückes ſi< mehr und mehr hebt und ſein Abſtand von den Beinen größer wird. Jn weniger als einer halben Stunde hat ſich der Krebs aus ſeiner Haut gezogen, indem er erſt, mit dem Kopfteil ſich nah hinten ſtemmend, Augen und Fühler frei macht und dann ſeine Beine aus ihren engen Etuis herauszwängt. Das leßtere macht ihm die größten Schwierigkeiten, und mitunter verliert er dabei das eine und andere Bein. Er würde überhaupt gar nicht damit zu ſtande kommen, wenn ſih die abzuſtreifenden Beinhüllen nicht