Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 562
512 Stachelhäuter. Erſte und zweite Klaſſe: Seewalzen, Seeigel.
ſtellen könnten. Auch kletten die Synapten nux dann, wenn man ſie unſanft berührt; im Gehen ſchieben ſie ſich an Steinen und Pflanzen vorbei, ohne hängen zu bleiben, und bei einer 3 Fuß langen neuen Art, meiner Zynapta glabra, liegen dieſe Organe im Gehen ſo tief in die Haut eingebettet, daß ih ſie wegen ihrer ganz glatten, ſ{hlüpfrigen Haut für ganz ankerlos hielt, ſo lange ih die Haut nicht mifroſkopiſh unterſucht hatte.“
Über die Entwi>elungs- und Verwandlungsgeſchichte der Holothurien ſind wir jeßt ziemlich genau unterrichtet. Schon Baur hat die gefingerte Klettenholothurie von Trieſt daraufhin auf das eingehendſte unterſucht, wenn auch erſt in neueſter Zeit die Deutung der erſten Entwi>elungsvorgänge geglückt iſt.
Man fängt die mikroſkopiſ<h kleinen Larven der Holothurien und der meiſten anderen Echinodermen vorzüglih mit einem feinen Gazeneß bei ruhigem Wetter an der Oberfläche des Meeres. Die ſpäteren Stufen der Synapte verſchaffte ſi< Baur, indem er ein eben-
ae 2 _ falls ſehr engmaſchiges SchleppLEE ERS nez über den Wohngrund der | Tiere hinzog und den reihli< gewonnenen Schlamm ausſpülte. Die zarten Weſen blieben dann im Neb zurü>.
Die nicht ganz 1 mm lange Larve hat ein von dem ausgewachſenen Echinoderm völlig abweichendes Ausſehen, iſt nicht ſtrahlenförmig, ſondern ſymme1 triſch gebaut und hat ungeſährdie Geſtalt eines ganz flachen Bootes mit de>artig übergebogenem Vorder- und Hinterende und welligen - : Rändern. Dieſer ununterbrochene
Klettenholoth urie: 1) Ce 2) Puppe. 50 mal vergrößert. Rand iſt mit einer Wimperſhnur
: beſetzt, durch deren Thätigkeit das fleine Weſen mit dem pyramidalen Vorderende voran ſpiralig ſih drehend {wimmt. Das wichtigſte innere Organ der Larve (\. obenſtehende Abbildung, Fig. 1) iſt der Darmkanal (a Mundöffnung, b Magen, € Afteröffnung). Außerdem erbli>en wir in der Larve ein paar wurſtförmige Körper (d), welche allmählih den Darm umwachſen und ſi zur Leibeswand der Synapte ausbilden. Aus einem anderen Teile (e) entwi>elt ſi< das Gefäßſyſtem. Jm Hinterende ſind ein Paar Kalkrädchen ſihtbar, welche im ausgewaWſenen Tiere zwar verſ<wunden ſind, aber ſih ausgezeihnet zur Kontrollierung der zuſammengehörigen Entwielungsſtadien bewährt haben. Unſere Larve geht nun in einen Puppenzuſtand (Fig. 2) über, welcher ungefähr das Ausſehen einer Tonne hat. Statt des früheren zuſammenhängenden Saumes finden wir nun Wimperreifen. Jn dieſem Tönnchen wächſt aus den ſchon oben ſichtbaren Keimen der eigentliche Körper der Synapta heran; wir ſehen die Fühler (î), den blaſenförmigen Anhang des Geſäßringes (Kk) und die Längsmuskeln (1). Später noch öffnet ſich das Vorderende der Tonne, und es wachſen die Fühler hervor, die Wimperreifen der Tonne verſhwinden, aber die Tonnenwand legt ſi als äußerſte Hautſchicht um den Körper der 8ynapta. Noch längere Zeit, nachdem die Tierchen ſhon die Wimperreifen verloren haben und nur im Schlamm herumzukriehen vermögen, verraten ſie ihre Herkunft dur die Kalkrädhen. Sie ſind dann auh niht länger als 1 mm, wachſen aber ziemli<h raſch.