Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 571
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Leder-Seeigel. Entwi>kelung des Strongeylocentrotus. 521
„Überhaupt“, bemerkt Marſhall, „nimmt die Feſtigkeit und der Neichtum an Kalk der Koronen (Schalen) der Seeigel mit der Tiefe ab, ſogar bei Exemplaren derſellen Art. Möglich, daß hieran, ſtellenweiſe wenigſtens, die Armut der tieferen Gewäſſer an Kalk ſchuld iſt, wahrſcheinlih indeſſen iſt die Urſache dieſer Erſcheinung darin- zu ſuchen, daß die Tiere in den größeren Tiefen ein im ganzen friedliheres Leben führen und feſter Panzer demzufolge nicht bedürfen.“
Wir haben oben einige Bruchſtü>e aus der ſo auffallenden Entwicelungs- und Jugendgeſchichte der Holothurien mitgeteilt und ſchon darauf hingewieſen, daß alle Chinodermen, mit wenigen Ausnahmen, wo direktere Entwickelung ſtattfindet, die außerordentli<hſten Verwandlungen dur<machen. tit demſelben Rechte, womit der Naupenzuſtand in die Lebensgeſchichte des Shmetterlings aufgenommen wird, muß hier von den Echinodermenlarven die Rede ſein. Die vollſtändigſte Reihe von Beobachtungen einer Seeigelart verdanken wir in neueſter Zeit Agaſſiz. Sie betrifft den ſowohl an den nordeuropäiſchen als den nordamerikaniſchen (Dſt-) Küſten lebenden Strongeylocentrotus DroebachiensÌs. Das mitroſkopiſhe Ei umgibt \ſi< mit einer Schichte von Zellen, welche an dem einen Pole ſich einſtülpt, tiefer und tiefer (\. Abbild. S. 520, Fig. 1,2), bis jene Form erreicht iſt, welche die neuere Entwidelungsgeſchihte nah Hae>els Vorſchlag mit dem Namen Gaſtrula belegt hat (Fig. 3). Wir ſehen an der Umrißfigur eine nah unten gerichtete Öffnung a und den Kanal d, die Anlage des Darmes. Schon in dieſem Zuſtande durhbriht der Embryo das Ei
N S s EEES Ls Entwi>elung von Strongylocentrotus, Fig. 9. und ſ{<hwärmt vermittelſt eines kleinen Büſchels von 4») After, e) Darm, à) Magen, e) Arme des
Bluteus, m) Mund, 0) Oeſophagus, x) Kalkſtäbe,
Ii y Role ſte Die Wimpern, der am oberen Pole ſteht. Die Aus Ed REAR
dehnung des Wimperbeſtandes auf allen künftigen Stufen iſt dur< y (Fig. 4) erſihtlih. Der Darmkanal ſondert ſi<h nun derart, daß die urſprüngliche Einſtülpungsöffnung After bleibt, eine mittlere Magenhöhle d ſich ausweitet und oben im Munde m durhbricht (Fig. 4 von der Seite, 5 von oben). Aber {hon vor der Mundbildung zeigen ſih zwei ohrenförmige Ausſa>ungen, die wichtige Anlage des künftigen Ambulacral- und Waſſergefäßſyſtemes (w). Auch erſcheinen einige zierliche, ſymmetriſch gelagerte Kalkſtäbchen, die nah und nach zu dem einem Zeltgeſtänge oder einer umgekehrten Staffelei ähnlichen Skelett der Larve werden. Es nähern ſi< nun die beiden unteren Wimperſhhnuranlagen ſo, daß die Afteröffnung unterhalb zu liegen kommt (Fig. 7 und 8). Auth ſeven ſie ſi< mit den oberen Streifen in Verbindung und bilden von jeßt an bis zum Ende des Larvenlebens eine einzige ununterbrochene Wimperſhnur. Schon jebt ift die Anlage der Zipfel und Fortſäße e, welche ſi< ſpäter ſo auffallend verlängern und niht nur den Seeigeln, ſondern auh den Seeſtern- und Shlangenſternlarven zu ihrem ſo ſonderbaren Ausſehen verhelfen, auf das deutlihſte ausgeprägt. Ein wichtiges Organ unſerer Larve iſt auh der ſih bei Þ öffnende Gang, welcher dem Waſſergefäßſyſtem das Waſſer zuführt. Jn þ kommt die Madreporenplatte des ſpäteren Seeigels