Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 615

Hydrvrokorallien. 559

Merkmale an ſi<, welche an Quallen erinnern könnten, aber alle Quallen, welche ſih na< Art der oben beſchriebenen an polypenförmigen Zwiſchenſtufen entwi>eln, befinden ſih einmal auf dem Stadium der Kapſel, welche bei der Hydractinia echinata unzweifelhaft ein bloßes bleibendes Organ iſt.

Den Sqlüſſel dieſes höchſt intereſſanten Befundes gibt nur die Abſtammungzslehre. Es gab eine Zeit, wo gar keine Quallen, ſondern nux unſere Polypenformen mit den kapſelartigen Fortpflanzung8organen in den Urmeeren lebten. Erſt einzelne, dann mehrere, ſhließli< viele errangen dadur< einen ihr Daſein begünſtigenden Vorteil, daß die Ernährung und mit ihr die Entwickelung der Kapſeln durch ſtärkere Entwi>kelung der Nährkanäle dieſer Organe gefördert wurde. So wurden dieſe Organe in einzelnen Sippen und Gruppen immer vollendeter, bis ganz allmählih die Teile zu ſih ablöſenden neuen JFndividuen geworden ſind, und zur Polypengeneration die Quallengeneration ſich geſellt hat.

Sto von Hydractinia echinata auf einem vom Einſiedlerkrebs bewohnten Buccinum- Gehäuſe. Natürliche Größe.

Man hört von den Gegnern der Abſtammungslehre, der einzigen mit der Vernunft ſih vertragenden Erklärung der Lebewelt, oft den Einwurf, warum, wenn es ſo vorteilhaft wäre, nicht alle Quallenpolypen die Umwandlung durhgemaht hätten. Darauf iſt zu antworten, daß gerade der Umſtand, daß es ſo ſei, wie es iſt, gegen ein allgemeines ſogenanntes Entwi>elungsgeſeß ſprehe. Denn wäre ein ſolches vorhanden, ſo würde abſolut unverſtändlich bleiben, warum nur eine Anzahl von Quallenpolypen zur höheren Entwi>elung aufgeſtiegen ſeien. Nur dadurh, daß man den ſogenannten Zufall in ſeine Rechte einſebt, der dem zu Gute kommt und jenem niht, iſt dieſe außerordentlih bunte, ſheinbar widerſpruhsvolle und do< harmoniſche Welt zu verſtehen.

Die frühere Syſtematik vereinigte eine Unterordnung von Cölenteraten mit den ſpäter zu behandelnden Blumenpolypen, die ſih durch die Unterſuhungen von Al. Agaſſiz und ganz beſonders Moſeleys als e<te Hydroidpolypen entpuppt haben. Das ſind die Hydrotorallien mit den beiden Familien der Milleporiden und Stylaſteriden. Jn jenen Jrrtum war man verfallen, weil man nur das Skelett niht aber die eigentlichen Tiere der Hydrokorallien kannte, und er war verzeihlih genug, da das Skelett ganz anders wie bei den übrigen Hydroidpolypen, aber ganz ähnlih dem mancher ſe<hsſtrahligen Polypen iſt. Es iſt nämlih nicht hornig und bildet keine zierlich verzweigten oder gefiederten Bäumchen,