Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 654

Entwickelungs- und Verwandlungs8geſchichte der Kelh-Sternkoralle. 593

Fixierung im Aquarium zubrachten, betrug 30—40 Tage. Unter den natürlichen Bedingungen ſcheint das Shwärmen im freien Meere dadurch abgekürzt zu werden, daß ſie länger in der Leibeshöhle der Mutter zurü>gehalten werden; auh übte ein einfallender ſtarker Sirocco den Einfluß auf die Larven aus, daß ſie ſi< unter dem Anſchein von Ermattung zuſammenzogen und feſtſeßten.

Der Übergang der wurmförmigen Larve in den Polypen geſchieht wie bei den Aktinien. Die Larve preßt das dike vorausgehende Ende gegen einen harten Körper und kann fi in kürzeſter Zeit zu einer kuhenförmigen Scheibe zuſammenziehen. Längsfurchen zeigen ſich am oberen Pol, wo der Mund ſich tiefer verſenkt. Am Ende der Furchen ſproſſen die zweimal ſehs Fühler hervor. Unſere folgenden drei Abbildungen, in einer 24fahen Vergrößerung, zeigen die ſ{hnell aufeinander folgenden Veränderungen, mit denen das Tier eine Geſtalt und Beſchaffenheit angenommen hat, in der es von einer jungen Aktinie kaum zu unterſcheiden iſt. Nur die ſhon begonnene Ablagerung von Kalkteilen zeigt die Zukunft an.

Entwid>elungszuſtände von Astroides calycularis. 24mal vergrößert.

Wir können Astroides calycularis niht verlaſſen, ohne uns die Bildungsweiſe ſeines Stokes erklärt zu haben, da, was für dieſe Art gilt, mit geringen Abweichungen für alle übrigen ſto>bildenden Polypen ſeine Anwendung findet und uns in ſtand ſett, eine der wichtigſten und mächtigſten Erſcheinungen in dieſer Tierklaſſe zu begreifen.

Man könnte ſi denken, wenn man von dem fertigen Sto>e auf den Vorgang ſeiner Entſtehung ſchließen wollte, daß er in allen ſeinen Teilen zugleih als ein zuſammenhängendes Ganzes gebildet würde. Weit gefehlt. Die erſten Spuren des Stokes zeigen ſih als kleine knotige oder längliche mifroſfopiſche Kalkkörperchen, von den Franzoſen mit einem ret paſſenden, dieſe Bildungen von anderen ähnlichen in anderen Tierklaſſen unterſcheidenden Namen, Skleriten, benannt. Sie werden bei Astroides ungefähr zu der Zeit abgelagert, in welcher die Entwi>elung der Fächer und Scheidewände beginnt. Sie entſtehen, wie ſhon oben geſagt, in der mittleren Leibesſchicht. Die zuerſt erſcheinenden Hartteile gehören alſo den Scheidewänden oder Septa an, niht, wie man doh eher vermuten möchte, der Mauer. Dieſe entſteht in zweiter Linie, dann folgt das Fußblatt und zuleßt die Säule. Überall geſchieht die Verdi>kung und Verkalkung dur<h Anhäufung einzelner Kalkkörperhen, welche einander näher rüden, fi berühren und endlih miteinander zum feſten, aber immer noh veränderlichen Stoke verſchmelzen.

Außer unſerem ſ{hönen Astroides lebt im Mittelmeer nur noh ein Repräſentant der Abteilung der Perforaten, der Polypen mit poröſen Scheidewänden, nämlich die früher Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 38