Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, str. 666
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Hornkorallen, Warzenkoralle. Goldgorgoniden.
Edelkoralle. 605
Konſolidierung organiſcher Subſtanz hervorgehenden Achſenbildung iſt auch dieſen Polypen die Kalkabſcheidung niht fremd. Schon von der Achſe werden einzelne Kalkkörperhen um-
ſchloſſen, und die Rinde iſt mit ihnen dicht angefüllt. Sie ſind von großer Wichtigkeit für die ſyſtematiſche Beſtimmung, da die einzelnen Sippen und Arten eigne Formen erzeugen. Eine der häufigſten iſt die Warzenkoralle (Gorgonia verrucosa) des Mittelmeeres. Unſere Abbildung (S. 604), nach einem bei Neapel gefiſhten Exemplare, zeigt zugleich ein Haifiſchei, das mittels ſeiner fadenförmigen, im Waſſer ſih ſpiralig einrollenden Anhänge ſih an den Äſten befeſtigt hat. Die Rinde unſerer Gorgonia iſt von weißlicher Farbe. Die Stellung, welche dieſe und die anderen Hornkorallen im Haushalte der Natur einnehmen, iſt keine einflußreihe. An ſi<h völlig harmlos, bieten ſie auh anderen Tieren keinen beſon: deren Vorteil und ſind im Kampfe ums Daſein ziemli<h unbehelligt. Einzelne Shne>en ſcheinen den Polypenkelchen nachzugehen, auch findet man nicht ſelten Schlangenſterne gewandt auf ihrem Geäſte klettern, ohne Zweifel nah Nahrung ſuchend.
Eine reizende Form iſt Tsidigorgia Pourtalesii, welche auf der Expedition des amerikfaniſhen Schiffes „Blake“ entde>t wurde. Dieſe hat das Anſehen eines weitwindigen KorÈ ziehers und gibt im re<hten Winkel zu ihrer Hauptachſe dicht bei einander ſtehende zarte Nebenäſthen ab, ſo daß das ganze den Eindru> einer aus feinſtem Draht konſtruierten Zweigwendeltreppe mat. Ähnlich iſt der nebenſtehend dargeſtellte Streptocaulus pulcherrimus. Die Goldgorgoniden (Chrysogorgonidae) find bis jeßt nur imweſtlihen Atlantiſchen Ozean gefunden. Sie bilden pferdehaardünne, unverzweigteinfache oder veräſtelte Kolonien, und ihre zarten Achſen ſchillern prachtvoll goldig und in den ſchönſten Farben. Sehr intereſſant iſt auch eine auf der Challenger:-Expedition aufgefundene Tiefſeegorgonide (Bathygorgia profunda), die in unſerer Abbildung auf S. 606 ziemlich ſtark vergrößert dargeſtellt iſt.
Mit der Gattung Fis, deren Sto> aus miteinander abwechſelnden Stücken von horniger und rein kalkiger Beſchaffenheit beſteht, iſt der Übergang zu der wihtigen, nur eine Art aufweiſenden Edelkoralle (Corallium rubrum) gegeben. Der Stamm oder die Korallena<hſe beſteht aus zahlreichen feinen Kalkſhichten von ſo beſtimmter mikroſkopiſcher Struktur, daß der Kenner dieſer Verhältniſſe leiht an jedem Stückchen die Echtheit oder den Betrug nachweiſen kann. Die no friſche, weder künſtlih geglättete noh im Meere abgeriebene Achſe iſt mit feinen Längsfurchen bede>t, in welchen die unterſte Schicht der oben berührten, Nahrungsſaft führenden
Streptocaulus pulcherrimus. Natürliche Größe.
Kanäle verläuft. Die Naturgeſchihte und Anatomie der Edelkoralle iſt in erſhöpfender Weiſe bei einem wiederholten Aufenthalte an der afrikaniſchen Nordküſte von LacazeDuthiers ſtudiert worden. Er fand, daß die Stöke in der Regel entweder bloß