Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
680 Uxtiere. Erſte Klaſſe: Jnfuſorien; zweite Unterklaſſe: Geißelinfuſorien.
Abſtammung als ſicher erſcheinen zu laſſen, daß eine ſolche aber mehr oder minder wahrſcheinlich ſei. Jn dieſer Lage befinden wir uns den Fnfuſorien gegenüber mit der Drdnung der Acineten (ſ. Abbild. S. 679). Dieſe mikroſkopiſchen Weſen ſind mittels eines Stieles feſtgewachſen, und ſie wählen zum Orte ihrer Fixierung oft andere Waſſertiere, im Süßwaſſer die Flohkrebſe und Aſſeln, im Meere verſchiedene Bryozoen und Polypen. Der keulenförmig geſtre>te oder rundliche, vorn oft eingeſenkte Körper enthält ein dihtes Protoplasma mit einem gewöhnlih anſehnlichen Kerne und einem oder mehreren blaſfigen Stellen, welche ſich mit den kontraktilen Blaſen der Jnfuſorien vergleichen laſſen. Auch wegen des Kernes ſchien die Verwandtſchaft mit den Fnfuſorien ‘annehmbar. Weiter geht aber an dem ausgebildeten Tiere die Ähnlichkeit nicht, welche ¿/ ohnehin auf ziemli<h {wachen Füßen ſteht. : Die Acineten beſißen nämlih nur während eines furzen Shwärmzuſtandes in der erſten Fugend Wimpern. Dieſe verſ<winden, ſobald ſie ſi feſtgeſeßt haben, und nun erhalten ſie höchſt eigentümliche feine Fortſäße des Protoplasmas, durch welche, bei Abweſenheit eines Mundes, die Nahrungsaufnahme in das Protoplasma geſchieht. Dieſelben befinden ſi als vorſtre>bare und zurück ziehbare Strahlen am Vorderkörper, endigen mit einem Knöpfchen, das gleich einem Saugnapf an die zu bewältigende Beute angeſeßt wird, und leiten die aufzunehmende Flüſſigkeit in die Acineten hinein.
An einer bei Helgoland gefundenen Acinete beobachtete R. Hertwig außer den beſchriebenen Saugwerkzeugen no< beſondere ſpiß auslaufende Fangfäden. Erſagt: „Kommt
Knoſpenzeugende Poop bene (Podophrya gemmi- ein Znfuſor in das Bereich der Fangfäden, Le ſo krümmen ſich dieſelben, indem ſie ihr Opfer umklammern. Die Berührung wirkt lähmend und allmählih ertötend. Durch die Verkürzung der Fangfäden wird nun der tote Körper der Podophrye (Podophrya heißt die Sippe), genähert und mit den fürzeren Saugröhren in Berührung gebra<ht. Dieſelben ſ{hwellen mit ihren Enden an und fixieren leßtere wie Saugnäpfe an der Körperoberfläche. Jhre auf- und abſteigende Bewegung nähert und entfernt das abgeſtorbene Fnfuſor, bis dasſelbe plößlih anfängt kleiner zu werden. Es hat ſi< dann ein Strom vom Körper desſelben ins Fnnere der Podophrye etabliert. Bei der Verlängerung der Saugröhre treten die Körnchen (der Protoplasmaſubſtanz des Jnfuſors) in dieſelbe hinein, die Verkürzung derſelben treibt ſie ins Fnnere Des freſſenden Organismus.“
Es gelang Hertwig auch, die Vermehrungsweiſe der Helgoländer Acinete genau feſt zuſtellen. Es entſtehen am Vorderende zwiſchen den Fühlfäden und Saugröhren Erhebungen, in deren jede ein Fortſaß des Kernes hineinwächſt. Hieraus werden Knoſpen, plattgedrüdte, etwa muſchelförmige Körper, welche endlih ſih ablöſen und mittels Wimpern träge und langſam ſih bewegen. Sie entfernen ſi< in der Regel nicht weit von dem Muttertiere, ſondern fixieren ſih neben demſelben, woher es kommt, daß die Tubularien