Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Acineten, Podophrya. — Kragengeißler. 681
(S. 557), auf denen dieſe Acineten am häufigſten vorkommen, von ihnen ſtre>enweiſe ganz überzogen ſind.
Jh habe dasſelbe Tier in Neapel zu unterſuchen Gelegenheit gehabt und teile von den vielen davon angefertigten Zeihnungen eine mit (\. S. 680). Man wird ſi in dieſelbe ohne weiteres nah Hertwigs Erläuterungen finden. Wix ſehen aus dem faſt beherförmig gewordenen Körper zwei nahezu reife und eine eben in der Bildung begriffene Knoſpen hervorragen. Die längeren, ſih zuſpißenden Taſt- und Fangſäden verhalten ſih genau ſo, wie die bald zu beſchreibenden Scheinfüßchen der Wurzelfüßer, aber mit dem Unterſchiede, daß ſie niht miteinander verſchmelzen. Sie zeigen nämlich dieſelbe höchſt carakteriſtiſche Körnchenbewegung im di>flüſſigen, durchſichtigen Protoplasma. Die Streifen am Körper ſind Faltungen der Haut. Die Streifung im Stiele, von dem in unſerem Vilde nur ein Teil zu ſehen iſ, rührt von einer feinkörnigen Subſtanz her, welche die Höhlung des Stieles erfüllt.
Auch dieſe Tiere ſelbſt wieder ſind den Verfolgungen zahlreiher Feinde ausgeſeßt. Der Podophrye von Helgoland „ſtellen kleine Krebſe, beſonders Amphipoden und unter dieſen wieder vornehmlih die gefräßige Caprella, nah. Ferner bohrt ſih an der Verbindung von Stiel und Körper, alſo an einer Stelle, wo es vor der gefährlichen Waffe der Tentakeln ſicher iſt, ein raſ< ſi<h vermehrendes hypotriches Fnfuſor in das Jnnere der Podophrye ein und zerſtört dasſelbe“.
Zweite Unterklaſſe. Die Geißelinfuſorien (Flag ellata).
Die Geißelinfuſorien ſind eine etwas bunt zuſammengewürfelte Geſellſchaft, und von einer ganzen Anzahl von Formen, die in der Regel zu ihnen gerehnet werden, iſt es ſehr zweifelhaft, ob es wirkli<h Tiere oder niht vielleicht eher Pflanzen oder Entwi>elungszuſtände von Pflanzen ſind.
Im allgemeinen ſind die Geißelinfuſorien fleiner als die Wimperinfuſorien, haben auh fein Wimperkleid wie dieſe, ſondern an dem einen Ende bloß eine oder mehrere Geißeln Unmittelbar unterhalb dieſer befindet ſich in der Körperwand eine Öffnung, ein Mund, dur< den Nahrung aufgenommen und in das Fnnenplasma geſchoben wird. Meiſt ſind auh fontraktile Blaſen vorhanden. Die Kr agengeißler (Choanoftflagellata) fehen aus wie Geißelzellen einer Spongie, indem nämli<h um den Grund der Geißel ſi< ein kragen- oder kelhartiger Fortſaß des Körpers befindet. Dieſe treffende Ähnlichkeit dieſer Jnfuſorien mit den Geißelzellen der Shwämme hat Veranlaſſung gegeben, daß mehrere Forſcher in den Jrrtum verfielen, in den leßteren Kolonien von Choanoflagellaten zu ſehen, — die Spongien ſollten Urtiere ſein, obwohl, abgeſehen von vielen Eigentümlichkeiten ihres anatomiſchen Baues, ſchon ihre Entwi>kelungsgeſchichte auf das deutlihſte beweiſt, daß ſie das auf keinen Fall ſein können!
Panzergeißler (Dinoflagellata). Stark vergrößert.