Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
Verſuche künſtliher Teilung, Verbreitung der Amöben. Schleimpilze. 703
die höchſte Bedeutung bei den Vorgängen der Befruchtung und der Vererbung zuſchreibt, wie dies von zahlreihen Forſchern in neueſter Zeit gethan worden iſt.“
Die Amöben ſind kosmopolitiſ<h verbreitet und vielleicht ſind es ſogar die einzelnen Arten. Es kommen wenigſtens in Deutſchland und in Nordamerika dieſelben vor. Die meiſten Arten bewohnen das ſüße Waſſer, doch ſind ihrer auh aus dem Meere bekannt, ja, es gibt ſogar Formen, welche das Land bewohnen, und noh dazu an ganz tro>enen Stellen: „unter dünnen Moos:, Flechten: und ſonſtigen Pſflanzenreſten, die an Felſen, Mauern, Bäumen und Hausdächern 2c., alſo an Örtlichkeiten wachſen, die der Waſſerentziehung, reſv. Austro>nung dur< Sonne und Luft in beſonderem Maße ausgeſeßt und dieſen auch thatſächlih unterworfen ſind. Wochen können vergehen, ohne daß ihnen auf einem an-
Orangerotes Urſhleimweſen (Protomyxa aurantiaca). 140 mal vergrößert.
deren Wege als durch die Luft Feuchtigkeit zugeführt wird. Und doch iſt ihre Lebensthätigkeit, wenigſtens ſoweit hierüber die Beobachtung Einſicht gewährt, niht unterbrochen. Eine Encyſtierung als Schußvorrichtung gegen Austro>nung habe ih bei meinen häufigen und vielſeitigen Unterſuchungen der Erdamöben niemals beobachtet, ſo daß ih das Vorkommen einer ſolhen glaube ausſchließen zu dürfen.“ (Greeff.)
Schon jene e<ten Wurzelfüßer, von denen oben die Rede geweſen, werden, wie einſt die Shwämme, von einer Anzahl bedeutender Naturforſcher unſerer Tage niht mehr für echte Tiere gehalten. Die Reizbarkeit der Sarkode genügt ihnen niht, um dieſen Weſen eine wenn auh noc ſo winzige Seele zuzuſchreiben, dur< deren Thätigkeit die Nhizopoden ſi über die mechaniſche Reizbarkeit der Mimoſen erhöben. Wäre es uns geſtattet, die Lebens- und Entwi>elungsgeſchichte der Organismengruppe der Shleimpilze (Myx0mycetes) vorzuführen, deren wenigſtens vorwiegend pflanzliche Natur bisher wenig angefochten wurde ſo würden wir dabei Protoplasmazuſtänden begegnen, in denen ſich alle jene Erſcheinungen der veränderlichen Fortſäße der Wurzelfüßer wiederholen.
Zu ſolchen Weſen von verblaſſenden Kennzeichen und zweifelhaftem Charakter führt ſowohl das folgerihtige Nachdenken über die Thatſachen, aus welchen ſih die die heutige