Charakterologie

8 Begriff und Wejen des Charakters

Ein ausgeprägter, fejter, larer Charakter bildet aus unvorausjagbarer Sülle immer neu eine einheitliche Organifation, eine Elare innere und äußere Stont. Auf diefe organifierende, zujammenjcließende Kraft jelbjt beziehen fich dieje Präödifate, nicht auf die dabei entjtehenden Produfte bejtimmter Marimen und feitgelegter Bahnen. Nur jolange diefe ji aus jchöpferifcher Kraft des Ichs fejtigen, zeugen fie von Charafter. Prinzipienreiterei ijt cdharafterlos, — jelbjt wenn urjprünglic) das Prinzip frei erwählt wurde. Charatter ift jtaatsbildendes Prinzip des Innern, nicht feine „Derbeamtung“.

c) Der Bezug auf die Perjon als Zentrum.

Charafter ijt etwas Perjonales. Seele fann, im Sinne der alten Diycho= logie, als Demoftatie verjchiedener Mächte aufgefait werden; — Charafter ilt zentriert, ijt nady dem „Sührerprinzip“ aufgebaut. Ein Zentrum beherricht den ganzen Aufbau organijcher Sunftionsverbindungen. Die Sormbildung geht von einem Kern aus, dem Ich. Charater ijt jich geftaltende Derjönlichfeit und wird oft mit Perjönlichfeit überhaupt gleichgejett. Dies dharafterformende Ich jteht dem Nicht-Id, dem „Es“ in Spannung gegenüber. Es ijt num aber ein häufiger Sehler, dieje Spannung erjt an der Peripherie unjeres Körpers beginnen zu Iajjen, jo als herrjche im ganzen „Innern“ das Ich unbegrenzt. So ijt es nicht. Sondern neben dem „Ttem= den Außen“, das dem Ich gegenüberjteht, Tann auch jede Innentegung lid) „objeftivieren“, fann im Augenblid ihrer ichhaften Entjtehung uns, dem Ic, dem Subjekt, als ein Subjeftives, ein „Es“ gegenüberjtehen. So jtehen wir etwa einem Triebe in uns et gegenüber. Wir fönnen uns jeiner jchämen, ihn befämpfen. Er ijt ein „Teil unjerer jelbjt“ und jteht uns dennod) in der „Stemöheitsijpannung“ gegenüber als ein „Es“. (Bejonders ausgeprägt in neurotijchen Störungen des Charakters.) Es wird ji} nod zeigen, daß diefe „Objektivierung” der urjprünglic ichhaften Regungen eine der wichtigjten Eigenihaften der Seele und des Charakters ijt — Seele und Charakter find geradezu der jtändige Übergang ins „Es, die jtändige Objektivierung des Subjekts. Und das tiefite Geheimnis des Ich ift, jich von allen feinen „Produften” (Gedanfen, Willensregungen, Gefühlen ujw.) abjpalten und ihnen gegenübertreten zu fönnen: ein Wunder, das wir im Dorgang der Geburt im Körperlichen als genaues Analogon vor uns haben. — Die alte Pjychologie handelte vom Kampf und Ausgleid) verjchiedener Komponenten in uns; jeelijche Gebilde famen danad) dur Wechjeljpiel verjchiedener jelbjtändiger Kräfte zujtande, alles war gleihermaßen „objeftiv“. Die Charafterologie jtellt das Ichproblem in den Mittelpunft, und zwar in feiner immer neu jicy ändernden Stellung-