Charakterologie
Piyche und Charatter 7
Strufturwerdung, Steufturfeftigung, ijt Ausprägung und Geitaltung. Charatter ijt jteigerbar. Damit fommen wir auf einen für die ganze Charatterologie äußert wichtigen Begriff. Wir fönnen immer noch mehr, d. h. immer noch ausgeprägteren Charakter befommen. Charafter ilt die Sormungsenergie, die Prägefraft des eigenen Wejens. — Was die alte Diuchologie mit „Pjuche“ meinte, ließ ich nicht geiteigert denfen. Wohl tonnte man von jtarfen und jhwachen Impulfen reden, aber die Seele fonnte nicht immer „mehr oder weniger Seele“ werden.')
Charakter aber ijt jolch ein jteigerbarer Begriff. Und jo ungewohnt diejer Ausdrud „jteigerbarer Begriff“ zunädjit erjcheinen mag — es wird fi) zeigen, daß alle entiheidenden Begriffe, die für die Charafterologie wichtig find, von diefer Art jind (was bei den Typenbegriffen eine große Rolle jpielt!). Das Problem der jteigerbaren Begriffe ijt das Kernproblem der jehr bejonderen Begriffsbildung der Charafterologie und ijt eine Begriffsart, die weit über die Charakterologie hinaus für die Logit und Methodit aller Wiljenjhaften vom Menjchen eine außerordentliche Bedeutung bat.
So heikt aljo der zweite Unterjchied gegenüber der „Piyche“:
Eharafter ijt Seele als Werdeprogeh, als jteigerbare, jhöpferiihe Selbjtausprägung zu immer tlarerer Srontgejtalt dem Leben gegenüber.
Zum Begriff der Ausprägung: Bei leblojen Dingen bedeutet „ausgeprägt“ dasjelbe wie „zu Ende geprägt“. Dieje Endlicheit der Ausprägung dürfen wir auf den Charatterbegriff nicht übertragen. Charakter bedeutet als jteigerbarer Beatiff prinzipiell unendliche Ausprägbarfeit. — Das ijt aber nur dann finnvoll, wenn nicht ein identifches Begrenztes fid} zu feiner einen möglihen Sorm ausprägt, jondern ein Dynamijch-Schöpferifhes fi zu immer neuen Ausprägungen jtrufturiert. Und das ift bei der Umjchreibung des Charatterbegrifies mit „Selbjtausprägung“ gemeint. Das, was fidy ausprägt, ijt nicht ein begrenztes Etwas, nicht eine ftatijche Identität. Und darum ijt audy der Chatafter, 3u dem es fich ausprägt, feine „verfejtigte", „Itarre” Struftur. Sonjt wäre ja ein ausgeprägter Charakter identijch mit Sejtgelegtheit mechanijcher Art, — ein folder Charakter ijt aber gerade eine bejonders arme Perfönlichkeit. 1) Das ließe fich höchftens in der Alltagsbedeutung von Seele jagen (der eine Menic hat „viel“, der andere „wenig“ Seele), — da aber bedeutet Seele etwas ganz Anderes, ijt etwa mit Gemüt, Empfinöfamfeit zu überjegen. Don der Seele, die der Erperimentalpfychologe unterfucht, fonnte man nicht fagen, daß fie mehr oder weniger Seele war oder wurde.