Charakterologie
10 Begriff und Wejen des Charakters
die Dinge der Welt einorönet, gehören mit in die Charakterologie. — Dieje Rolle des Wertes ijt jubjeftiv.
2. Charatter ijt, wie wir jagten, feine bei jich jelbjt ijoliert zu betrachtende Sache, jondern ein lebendiger Bezug auf die Welt. Die Trennung von rein „on= tiihem Sein“ des Charakters und jeinem „Wertjein” (für die Mitwelt, für die eigene Erijtenz, für ethijehe Jdeale ujw.) wäre aljo zumindejt als alleiniger Standpunft verfehlt. Denn diejes ontijche Sein „bildet fi im Strom der Welt”. Und eben diejer Strom der Welt jcheidet nad) den Gejichtspunftten des Sym= pathijchen und Antipathijhen aus. D.h.: nicht nur unfere jubjeftive Wertung baut am Charatter und ijt mitbejtimmend für feine Struftur, jondern auch der Wert, den wir charakterlih für andere darjtellen, formt unjeren Charafter. Eine Charafteranlage entwidelt jidy anders, wenn jie von der Mitwelt bejaht, als wenn fie von ihr verneint wird.
Im Grunde genommen ijt diejer zweite Punft nur die unmittelbare Konjequenz des eriten. Wenn Wertung den Charakter mitfonjtruiert, dann wirft dieje charafterbildende Kraft nicht nur von innen, d.h. vom Einzelnen aus für jeinen Charakter, fondern eben aud von den Wertungen der Mitwelt aus auf uns. Es entjteht ein vielfältiges Gefleht von Wertungen, dejjen Drud und Gegendrud den Charakter formt. — Id} werte die Welt jo und jo, meine Mitmenjchen werten mid) in diejer meiner Wertung, ich werte wiederum die daraus entjtehenden Widerjtände und Begünftigungen, werte zugleich auc mic; jelbjt unter meinen und ihren Wertrangorönungen, behaupte mich in der meinen, oröne mid) un= ter ujw. ujw.
3.Die den Wertungen zugrundeliegenden Afte der Sympatbie und Antipathie jind aber zudem bedeutende charatterologijhe Erfenntnisträfte.
Es ijt nicht jo, daß unjer Erfennen eine getrennte Sunftion ijt, die die Dinge und Menjchen zunädjt in ihrem „Anfich” erfaßte, worauf dann eine jefundäre Wertung einjette. Sondern jowohl in der hijtoriihen Entwidlung wie im jeweiligen Einzelatt geht die Wertung der Erkenntnis vorauf. Die Wertung jhafit die eriten zufammenjchauenden Ajpefte bei aller Erkenntnis der Welt und aljo aud) bei der Erkenntnis des Charakters. Der Menjcd wäre niemals auf die wid)tigjten charakterlihen „Gejtalten“ (das heit: auf zufammenzujchauende Einheiten) gefommen, wenn ihre einheitliche Gejtalt nicht aufdringlich deutlic) geworden wäre durd) eigenartige Wertqualitäten. Oft erfaljen wir an einem Charaftermerfmal zunädjt nur, daß bier ein „unjympathijcher” Zug vorliegt, oder ein befonders jympathijcher. Sympathie und Antipathie grenzen für uns in vielen Sällen überhaupt erjt ein Mertmal aus der an jicy völlig grenzenlofen Sülle des Charatterlihen ab. Dem Kinde fichtet jich die Welt ganz und gar nad) dem, was es mag und was es nicht mag. Daheraus formen jidy ihm die erjten umfchriebenen Gejtalten. Und diefes Einteilungsprinzip wirft audy beim Erwachjenen noch mit aller Kraft, und die im Gegenjaßlinne dazu „objettive“ Er-