Charakterologie
Piyche und Charatter 1
Zenntnis ijt nur der Grenzfall diejer (primären) Stellungnahme zur Welt. So ilt im Charatterlihen Sympathie und Antipathie fraglos einer der mäd)tigjten Antriebe unjerer Erkenntnis und darüber hinaus ebenjo fraglos das erite fundamentale Einteilungsprinzip, das uns überhaupt erjt um= grenzte Geitalten jehen läßt. Wertung ift alfo in dreifacher Hinjicht unabtrennbar von Charakter: als ihn von innen bildendes Moment (der Charakter baut fic) in Wertungen auf), — als ihn von außen formender Kampf der Wertungen (der Charakter jteht im Kreuzfeuer von Sympathie und Antipathie der Welt und des eigenen Jchs) — und als Zugang zu den erjten deutlichen Gejtaltseinheiten (alle Erfallung von Charakterlihem beginnt mit der Einteilung in jumpathifche und unjympathifche Charafterzüge).
Aus der wijjenjhaftlihen Debatte zu diejem Abjdnitt. 1.Der Gegenjaß von Pjychologie und Tharafterologie.
Diefe Zufammenitellung der Unterjchiede von Pjychologie und Charafterologie iit erplizit in der Literatur nicht vollzogen. Die Literatur enthält aber nichts, was ihr widerfpricht, und vieles, was die gejonderte Heraushebung diejer Momente nabelegt.
Der jcharfe Gegenjat von Tharakterologie und Piychologie, den Klages aufitellt, ift der Gegenjaß zur „Schulpjychologie“, aljo vor allem ein hiftorijcher, nicht fachlicher. Klages propagiert nicht irgendeine neue Wiljenjchaft, jondern forrigiert eine irrige Richtung, will die „eigentliche” Piychologie geben.
Nach St. Seifert?) ijt Pjychologie und Charakterologie „im definitorijchen und fyjtematiihen Sinne nicht voneinander zu trennen”.
Kronfeld?) fließt ji dem im wejentlichen an.
Utiß?) unterjcheidet „aktuell Piychijches” vom „Charafterlihen” als jeiner Bedingung, jo 3.B. Lüge als Einzelerlebnis (Gegenjtand der Piychologie) von der Lügenhaftigfeit als Charaktereigenjchaft. Diejer Unterjchied Tennzeichnet gut die neue Richtung, würde aber dem MWefen der Piychologie nicht gerecht werden. Sadjlic Täßt fi Pjychologie nicht einjchränfen auf das fertige Erlebnis, wenn fie aud) hiltorijch in vielen Dertretern fich darauf bejchräntte. Ebenjowenig fan man die attuellen Erlebnilje von der Eharafterologie ausjcließen. Woran jollte fie fich fonjt halten?
2. Zur Definition von „Eharafter”.
Wir greifen nur einige wenige heraus. Sajt jeder Philojoph und erjt recht jeder Pjychologe hat irgendwann eine Definition gegeben.
1) Bäumler-Schröter, Handbuch der Philojophie, Abteilung 3. Berlin u. Münden 1929. 2) Lehrbuch der Charakterfunde. Berlin 1932. 3) Charafterologie. Berlin 1925.