Charakterologie

Kritif 251

notwendigen förperlichen Geitalt, als ihrer erjten „Deräußerung”, von vorn= herein jhon in der Spannung von Bindung und Sreiheit auf, und damit in einer individuellen Sorm. Indem die Individualpiychologie überhaupt meint, zu ihrer finalen Stagejtellung einer „unbejchwerten” Dergangenheit und gänzlichen Steiheit von Bejtimmungen durch Bindungen zu bedürfen, fällt fie aus ihrem eigenen Stagejyiten heraus. Die Grundfrage der Imdividualpjychologie, in deren emergijcher berausarbeitung ibr Hauptwert liegt: „in welcher Sorm muß ich meine Steiheit anjegen, um der Zufunft Herr zu werden?“, bedarf nicht der Dorausjegung einer von Bindungen freien Seele, jondern nur einer elajtiihen Spannung zwilhen Sreiheit und Bindung.

Die Seele braucht nicht nur die Dorlagerung des Körperliden, um jich weiterhin mit Hilfe diejes Körperlihen am Stoffe der Welt verwirflihen zu fönnen, — jie bedarf aud) der Bindungen im Seelijcdhen. Sie benötigt für ibre feeliihen Aftionen, jollen dieje Geltung haben auf die wirklihe Welt, daß fich nicht jeder Gedante mit jedem gleich gut verbinde (logiihe Gebundenheit it aud) eine phyjijde Gebundenheit), nicht jeder Willensentihluß mit jedem anderen verträglich ijt (Motivgebundenheit) ujw. Alles das braudt das „Freie Ich“, um weiter Gejtalt gewinnen zu fönnen, um jeeliid etwas „tun“ zu fönnen. Ein Wejen, das teine Steiheit daritellte, wäre geitaltlos. Und noch der Zauberer, der alles tun fönnte, hätte feine dynamijche Gejtalt; denn um Beitimmtes tun, um planmäßig zaubern zu fönnen, müßte er ja jchon in jid) jelbjt wieder die logiihen und alle übrigen Bindungen haben.

Mir find, wie weit wir aud) in die Anfänge unjeres Seins zurüdodenfen mögen, jtets jchon mitten in der Spannung von taujend Seitlinien. Und unjer Ih wird nicht freier dadurd), daß es jie wegzujtreichen verjucht, fondern dadurch, daß es immer neue binzunimmt (Steigerung der „Le= bendigfeit“), aber id gegen alle elajtijch behauptet.

In der Therapie des erkrankten Charakters jcheint die Individualpiychologie am wertoolliten bei den Übergängen zwijdpen normalem und pjuhotiihem Charakter angreifen zu können. Sie ijt geeignet, ein wertvoller Helfer für die Millionen heutiger Menjchen zu jein, die nit im medizinijchen Sinne „Eranf“ find, deren Schidjal aber ihtlih unter Cha= taftterihwierigfeiten leidet, die jie allein nicht mehr bewältigen fönnen. Die traftoolle Haltung und populäre Derjtehbarfeit im beiten Sinne madt die Iette Ausgeftaltung der Individualpjychologie in allen diejen Sällen zu einer fegensteichen „Gejunöheitslehre” des Charafters.