Charakterologie
16 Die Bejonderheit der charafterologijchen Sorjhungsweije
das Individuelle von einem einheitlihen Allgemeinen her als deijen „Sal“ zu jchildern, ift eine wijjenjchaftliche.
Jede Wiljenjchaft, die in diejer Art Individuelles als Sall von Allgemeinem begreifen will, tut gut, jich die prinzipielle Stage vorzulegen: wieweit Tann überhaupt das in Stage jtehende Individuelle dur eine jolhe Zurüdführung auf Allgemeines verjtehbar werden, und wieweit bleibt es wejensmäßig außerhalb diejer Zurüdführung?
Die Piychologie der vergangenen Jahrzehnte hielt jic jtreng an das AI gemeine. Mur was ji von der individuellen Sülle als Sall diejes Allgemeinen zeigen ließ, fand Aufnahme. — Es hat jid) gezeigt, daß wir mit diejer Richtung überhaupt niemals das fajjen werden, was wir mit „Seele“ meinen. Sondern bejtenfalls einige ihrer Produfte, die, ijoliert gejehen, tot find. (Die Sinnesempfindungen, die Dorjtellungen und vielleicht nod) Gejege der Affeftabläufe, Gedäckhtnisporgänge ujw.) Klages fritijierte mit Recht, daß in ideal gedachter Dervollfommnung dabei noch nicht das Geringjte zum Derjtändnis des Wejens etwa eines Hapoleons beigetragen werden fönnte. Soweit hielt fich diefe Piychologie im Allgemeinen.
Die Charafterologie will diefen Mangel ausgleihen, jie will den individuellen Charakter vom Allgemeinen her verjtehbar machen, denn Charakter ijt wejensmäßig etwas Individuelles. Aber damit jteht jie vor der Stage, ob ihr Dorhaben nicht überhaupt in jidy widerjprudhsvoll ilt. Sie will gerade die Einmaligfeit des jeweiligen Menjchen vom Allgemeinen her begreifen. Sie will uns in die Lage verjegen, daß wir unjeren Sreund, unjeren Angehörigen, uns jelbjt gerade in unjerem (bzw. ihrem) Wejentlichjten — und das ift eben unjer Einmaliges, unjer Individuelles — be= greifen.
Diejes Dorhaben trägt nur dann feinen Widerjpruc in jich, wenn das Einmalige jedes Individuums eben doch nicht jo einmalig tjt, 8. b. wenn auch; der Charakter des Menjchen noch ein gut Teil Allgemeines enthält. Diejes Allgemeine zu finden ijt die Aufgabe der Charafterologie.
Man fann von vornherein jagen, da dieje Aufgabe rejtlos nicht erfüllbar ijt. Es gäbe feine Einzigartigteit des Ih, wenn es als Dariante aus Allgemeinem verjtehbar würde. Die Ietten „Quellen“ jeder Perjönlichteit liegen im Dunfeln. Die Charafterologie fan, von außen fommend, nur jo weit ins Innere vordringen, wie es eben allgemein ijt. Daß ein bedeuten der Reit bleiben muß, fann andererjeits nicht abjchreden, das Derjtehbare zu erfunden. Wahrjcheinlic) ift, daß das Sreie-Schöpferijche (das Einmalige) zwar alles durchöringt, daß aber aud) jeder Eintritt des irrationalen Jd)impuljes in die Wirflichteit der jeelifchen Strufturbildung ein Heraustreten