Charakterologie

Die Bejonderheit der charakterologijhen Sorjhungsweile 15

Das Derhältnis von „ontijhem Sein” und Wertjein des Charakters wird in der Solgezeit wohl am ehejten noch von der Philojophie näher geklärt werden fönnen, die fi) jeit Jahrhunderten mit dem übergeoröneten Problem von Sein und Wert überhaupt befakt. Dabei wird allerdings die Arbeit der Charaftero= logie aud; ihrerjeits die philojophijhen Sragen mit fonfretem Inhalt füllen, und wir glauben, daß gerade am Charafter diejes allgemeine philojophijche Problem eine für die weitere Sorjhung bejonders günjtige Zufpisung erfährt.

I. Die Befonderheit der charakterologifhen Sorfhungsweile, 1. Grundfäßliches.

a) Die Erfajjung des Individuellen vom Allgemeinen ber.

Die Charakterologie will nicht den einzelnen Charakter als einzelnen beIhreiben. Das tut die Biographie und die Dichtung. Sie will den einzelnen Charafter verjtehbar mahen vom Allgemeinen her. Denn das Allgemeine ijt das Befannte. Wenn das „Allen-Gemeine” von uns am Einzelnen wiedererfannt wird, dann wird uns das Einzelne faßbar und verjtändlich. Unjer Stagen fommt zur Ruhe, wenn wir das Unbefannte auf Befanntes zurüdgeführt haben. Der individuelle Charakter wird veritehbar, wenn wir ihn als Spezialfall von Allgemeinem erfannt haben.

Zurüdführung auf Allgemeines heißt niht Bejhhreibung mit irgendweldhen Allgemeinbegriffen. Da alle Worte der Sprache Allgemeinbegriffe ind, ihre Hingeltung auf das Individuelle erjt durch die Art der Kombination zujtandefommt, jo ijt jhon jede dichteriiche Bejchreibung, jede Biograpbie eine Hinzielung auf das Individuelle vom Allgemeinen her. Damit aber ijt es nod} nicht in wiljenjchaftlihem Sinne als „Sall” von Allgemeinem beichrieben.

Der Unterjhied wird ganz Zar, wenn wir die Krantheitsichilderung eines Patienten vergleichen mit der in die Sorm der Diagnoje überjetten Schilderung, die der Arzt einem Kollegen davon mat. Aud) der Patient bedient fi der Allgemeinbeariffe, wenn er feine Zujtände jchildert, aber er bezielt damit nur die Krankheit eindeutig, — die Dollitändigteit jeiner Bejchreibung einmal vorausgejeßt. Aber er bejchreibt die Kranfheit nicht als Spezialfall befannter Sunftionsjtörungen, jondern als ein Erlebnis, das er aus den verjchiedenjten Sphären begielt.

Die Schwierigfeit aljo, das Individuelle überhaupt mit Allgemeinbegriffen eindeutig zu treffen, ijt eine allgemeine jpradliche Schwietigfeit. Die Dichter find die Künjtler diefer Begabung. Erjt die Schwierigfeit,