Charakterologie
28 Die Bejonderheit der charafterologijchen Sorjchungsweile
wie jie — von Goethe gemäßigt angedeutet — bei Carus!) zur Lehre erhoben wird, und in Klages und Lejjing!) eine moderne Auferjtehung feiert.
Bei jolcher Derallgemeinerung des Ausdrudscarafters auf alles überhaupt, handelt es ich logijh um einen unberechtigten Analogiejhluß. Aus der Dorausjegung: „Es gibt echte Ausdrudsgebilde, die wir nicht als Ausödrud verjtehen“ — farın man nicht folgern: „aljo ijt etwas, das wir nicht als Ausörud verjtehen, in Wahrheit ein echtes Ausörudsgebilde.“ Über den Eritijhen Einwänden, die die Wiljenjchaft gegen diefe wie gegen jede vorjchnelle Derallgemeinerung auf Grund von Analogiejchlüffen erheben muß, darf der richtige Kern nicht vergejjen werden: es muß in der Tat offen bleiben, wieviel’ von dem, was uns jekt als rein dingliches Sein bei jich jelbjt erjcheint, ohne Ausdrudscharafter von dahinterliegendem „eigentlicherem” Sein, in Wahrheit doch Ausdrud ijt von etwas, für deifen „Blid“ wir fein Aufnahmeorgan haben. Die Stage allerdings, ob wir aud) Anorganijcdes als Ausdrud nehmen dürfen, ijt wie gejagt eine religiöje Stage, die von der Wiljenjchaft nicht beitritten, aber auch nicht bewiejen werden Tann. j
Jedenfalls aber darf Charafter-Deutung (aus Haltung, Bewegung, Stimme, Schrift ujw.) nicht als eine Erweiterung der Charafterologie angejehen werden. Wieder wird die Grundproblematif deutlich: die Sor= derung, den „Charakter jelbjt" zu jtudieren, ilt eine problematijche Sorderung. Wir können ihn erjt erfajjen, nachdem er jic) bereits zu einer Gliederung geäußert hat, und das fan er nur in einen „Stoff“ hinein (förperlichen oder geijtigen), und damit wird das erjte uns Gegebene im Charatterlichen immer die Einheit jein: Inneres, das fich in einem Außen bilde zeigt. — Erjt jefundär kann fie von uns zerlegt werden in „Charakter jelbjt“ plus feinem „Ausörudsbilde”.
Näheres über die Methoden der Ausdrudslehre und über die unterjchiedlihe Eignung der verjchiedenen Ausdrudsgebiete wird im darjtellenden Teil (S. 272f. u. S. 279f.) bejprochen.
1) Carus, Symbolit der menjchlichen Gejtalt; bearb. von Lejjing. Leipzig 1853. Mit guter Überjiht über die Gedichte der Phyfiognomif. | (Darin Lejlings Standpunft ausführlicy dargelegt. — Klages’ Standpunft wäre in jeinem gejfamten Werf nachzulejen. Dal. S. 210.)