Charakterologie

Darftellender Teil: Roferat und Keitif der einzelnen modernen Lehren der Charafterologie,

A. Typologien.

I. Die deffriptiven Charakterfhilderungen ohne Syftemanfprud).

1. Die Alltagscharafterologie. (Bejhreibungvonjogenannten „Charaftereigenjdhaften“.)

Die einfachjiten Begriffe find die problematijchiten. Der Begriff der „Chataftereigenjchaft” — im praftijchen Leben völlig klar und zur Derjtändigung austeihend — ijt näher gejehen das Sragwürdigite der ganzen charafterologiichen Begriffsbildung. Wijjenjchaftlihhe Charakterologie fängt damit an, die Dorausjegung fallen zu lajjen, daß hinter den Charafterformen, die ih uns in den Handlungen der Menjchen zeigen, genau entjiprechende „innere“ „Eigenihhaften” lägen. Mit diefen jogenannten Charaftereigenihaften bezeichnen wir in Wirklichfeit ganzheitlihe „Ausprägungs= richtungen” des Charakters, nicht aber innere Einzelheiten. Und dah jeder Charafter jo viele jolcher ganzheitliher Ausprägungsformen zeigt, liegt daran, daß er unter jehr vielen Perjpeftiven gejehen werden Tann. Nicht aber darf die Dielzahl der jogenannten Eigenjhaften als Beweis dafür genommen werden, daß jie gleichjam nebeneinander in ihm, in jeinem „Snnern“ vorhanden wären. Die uns allen geläufige Redewendung, jemand habe „viel Güte, ein wenig Eigenfinn, jehr viel Hilfsbereitihaft“ ujw., die im Bilde quantitativer Mengen bejchreibt, ijt jachlic nicht zu rechtfertigen. Es Tann nur heißen: der betreffende Charafter liege auf der Dimenfion „Güte-Hartherzigteit” deutlich nad der Seite der Güte, auf der Dimenfion „Nachgiebigfeit-Eigenfinn“ nicht ganz jo deutlicy nad) der Seite des Eigenfinns, auf der Dimenjion „Hilfsbereitihaft-Eigennuß” jehr deutlich zum Pol der Hilfsbereitichaft hin ujw.