Charakterologie

Das Problem der Seinsweije des Pfychiihen. Seele als Äußerung 31

Reaktionen, von innen nad) außen darauf antwortend — ilt falid. Und zwar ijt die gleichwertige Gegenüberjtellung der beiden Richtungen faljch. Wir jehen nirgends eine „Reizaufnahme”, die nicht innerhalb des lich aftiv auf die Welt hHinwendenden Impulfes vor jich geht. Wir jehen nur Reiz-Aufnahme, d.h. aftives Nehmen. Innerhalb diejes Primats der Hinausbewegung, der zugleicy ein Primat der Aktivität ift, gibt es dann allerdings neben dem nur aktiven Angreifen und Ergreifen von Welt audy echtes Betroffenfein. Das aber ijt ein (unbeabjichtigtes) Aufrennen auf die Reize. Immer gilt, daß nicht die Welt der Reize zu uns fommt, jondern wir zur Welt. Und bei diefem Derhältnis gibt es feine Relativierung der Bewegung. Seele ijt aljo nur zu veritehen als aftive Ihöpferiihe Selbitbewegung bin auf die Welt, als tätiges Angreifen und Derwandeln der Welt. Das Wejen des piychiichen Seins ift Tun. Im tätigen Angreifen der Welt von der aftiven Aufnahme der Reize bis zum äußeren Handeln bringt fich Seele zur Wirklichfeit und gewinnt fie jene Strufturflarheit, die wir „Charakter“ nennen. Was wir aud) an piydhiichen und carafterlichen Gebilden betrachten — immer werden jie erjt verjteh> bar, wenn wir jie im Zuge auf das Tun hin auffajlen.

Es entjprady der Lebensart der vergangenen Jahrzehnte — mit ihrem Schwanfen der Wertrangordönungen —, daß jie verjucdhen mußte, „Seele bei jich jelbjt“ zu betrachten, als ob fie ein Teil eines homogenen Seins wäre wie anderes auch. Es entiprady dem Individualismus und Objettivismus, hier an Stelle eines fraftvollen Primates ein gleichzuwertendes Wecjeljpiel von innen nad) außen und von außen nad) innen zu jehen. Es wird einer fräftigeren Zeit mit injtinttiver Sicherheit der Welt gegenüber jelbjtverjtändlich jein, dieje ijolierte Seele als ein Unding anzujehen und unjer Inneres in feiner Srontjtellung zum Leben begreifen zu lernen.

Dies ijt jowohl die methodiihe Bajis aller jahlich- nüchternen“ Sor= hung, wie es die weltanjhauliche Bafis aller Charafter-Ethit it. Erit in der Hinwendung auf die Tat, die zugleich Wegwendung vom Id bei lic) jelbjt ijt, erfüllt jih das Ic, erhält es Sorm, Gejtalt und Wert. Wir fönnen uns nicht anders gejtalten, als indem wir uns auf die Welt hinwenden und jie geitalten. Unjere Wirklichkeit, unjere Erijtenz, unjer Reichtum, unjer Wert liegt in der Kraft, mit der wir die Welt angreifen und formen. Sei es in liebender Hingabe, in gegneriihem Kampfe, in geijtiger Erforjchung oder in fünjtlerifcher Sormung. In diefer Erkenntnis vom Seinsgrund unferer jeeliihen Wirklichkeit liegen alle ethijchen Sordetungen einbejchlojfen, vom Liebesgebot des Chriltentums bis zum Aufruf 3u heroijcher Lebensgeitaltung.