Das Nordlicht. Bd. 1-2

einmenschen. Wo Gott selbst starb, nehmen auch sie Schicksal und Tod auf sich. Indien hingegen treibt die großen Seelen an, unsre Erde zu verlassen. Um diese Richtung entschiedner durchzusetzen: die Drohung mit Wiedergeburt! Sie ist also eine notwendige Äußerung des indischen Geistes, somit eine seiner Wahrheiten: braucht aber nicht wirklich zu sein. Unsre Verantwortung aber gebietet: innigstes Erglühen, über unsre irdisch verkörperten Pole hinaus, andern Welten bescheren!

Mit der Fracht seines Schicksals, dem Geheimnis unsrer Abstammungen (also Karma), wirkungsbelastet, begibtsich das Ich, in der Dichtung, auf den Weg seiner irdischen Aufgaben, nordwestlich gerichtet, über den Ararat. An Indien schließt sich des Berges steilste und eigenste Lehne »Iran« an. Aus dem »Tal« der »Zwillinge« (gemeint ist die Herrschaft des Sternbildes), wo es zwischen Gut und Böse zu entscheiden hat, steigt das geläuterte Iyrische Ich rasch zu einer Höhe der Seele empor, wo es imstande ist, das Wort aus andrer Völker Mund zu vernehmen. Die Stierzeit, mit ihrer schweren Arbeit der Bodenbestellungen, zieht auch für Iran herauf. In Grotten wird von Wissenden bereits das »Lamm« verkündet. In Kriegen verstärkt, im Kriege der Vernichtung nah, errichtet das Ich im Ararat, in der Hülle eines Parsenfürsten, seine Burg, in der sich von den Ariern Herkommende mit Sahara-Entwanderten zusammenschließen. Wandrung soll durch Entschluß in Wandlung umgewälzt werden. In diesem Kampf steht das, unter Indiens Sonne geschaute, innerste Menschenfeuer den Parsen bei: es erscheint ihnen als indischer Dionysos. Raschest steigt nun der männliche Geist seinem Im-Flug-Erhobensein zu. Schließlich entschwebt er der Erde. Schlacken seines sich läuternden Geistes erstarren dabei zu sichtbarwerdenden Araratzacken. Ein schreckliches Trümmerfeld läßt das eingegeistete Ich zurück. Aber das Weib kam nicht mit,

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