Das Nordlicht. Bd. 1-2

Wir Menschen sind halb Sonnenkraft, halb Erdenzwang; Ein Reis, das sich aus Liebe um die Heimat rang,

Denn liebreiches Vermitteln ist des Menschen Denken: Das ganze Werden soll aus ihm zur Sonne schwenken.

Die Masse ist wohl da, Gesetze zu bewachen:

Es soll sich stets der innre Tag in ihr zerflachen. Sie will, daß ich sie oft mit neuen Flammen störe Und doch Gebotnes, wenn es neu ist, überhöre!

O Menschheit, die sich spinnenartig rings verbreitet, Die alle Erdenbrunst in das Bewußtsein leitet,

— Denn alles, was bestimmt ist, bis zum Licht zu klimmen, Muß erst als Daseinsfunke wurzeltief erglimmen —:

Du wahrst dir eifrig die Alltäglichkeit im Leben, Denn deine Pflicht ist bloß ein stilles Weitergeben Von Räuschen, die vom Grunde aus zur Sonne steigen Und sich in Wäldern und in Seelen still verzweigen,

Die eine Liebestreppe in den Wesen finden Und dauernd, was geschieden ist, in uns verbinden! Impulse tief verwerten, Eignes balancieren, Berührt sein, im Gemüt den steten Wechsel spüren,

Für Kleinigkeiten Mut und Daseinskraft verlieren, Ganz unbewußt ein Leben voll Gefahren führen, Das ist das Los, das immer in uns übergeht,

Und auch zugleich, als fremd, an uns vorüberweht.

So ist der Mensch sein eigener Geschicksmagnet,

Und er beherrscht sich durch ein stummes Liehtgebet! Drum sichert, sammelt euch, zieht hin in Prozessionen: Den Geistern, die euch sonst nur vor dem Tod verschonen

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