Das Nordlicht. Bd. 1-2

(Denn wißt, er droht euch rings! Und einem Riesenglücke

Verdankt ihr euer Leben trotz des Daseins Tücke),

Gelingt es dann — wenn ihr gefahrlos weiterschreitet, —

Das kleine Glück, das euch sonst Schritt für Schritt geleitet, Zu eurem Besten anders und erhabner auszunützen: Doch müßt auch ihr es durch Gebete unterstützen! Es gilt im Innern, sich zur Prozession zu sammeln Und vor dem Alltage für einmal zu verrammeln!

Wir Menschen tauchen auf: geboren wird man nicht. Die Kindlichkeit, die zart sich durch das Dasein flicht, Verweht, wenn der Charakter in uns aufersteht

Und rhythmisch in die große Ordnung übergeht.

Der Geist, der freie Wille können selten gelten, Doch daß sie beide sind, erleuchtet ganze Welten: Die Freiheit ist so klein, daß erst die Ewigkeit, In der sie aber Macht hat, ihr ein Maß verleiht.

Sie ist ein Nichts, doch immer wieder angenommen, Hat sie in uns den höchsten Meinungswert erklommen: Die Möglichkeit zu leben ist unmöglich klein,

Und dennoch fügt sich alles in das Ganze ein!

Ein Opfer, ein Entschluß kann das Geschick von Ländern Auf einen Schlag (durch einen Zufall, sagt man) ändern! Des Erdeneigenwillens kleinste Übermacht,

Der ewigferne schon im Sonnenschoß erwacht,

Hat einst die Welt, auffder wir wandern, frei gemacht!

Auch Menschen streifen lauter Freiheitsmöglichkeiten Und müssen oder können sie oft überschreiten:

So kommt nach Rom, ihr Katholikenprozessionen, Und hofft ihr drauf, so wird in euch ein Wunder wohnen.

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