Das Nordlicht. Bd. 1-2

O kommt, ihr Menschen, mit Standarten und mit Fahnen! Ihr triumphiert bei dieser großen Prozession:

Wohl zog der Geist zuerst dahin in langen Bahnen, Nun geht der Leib, die Seele aber herrscht vom Thron.

O singt im Sonnenlicht, singt euren Liebeschor,

Vielleicht könnt ihr die Schmerzensketten noch zersprengen! Geht irgendwo bereits ein großer Umschwung vor,

Will aus der Menge sich der Wahrheitsgeist entengen?

Wirst du an Kreuzes Statt dereinst die Sonnenscheibe, Bei Prozessionen, wie beim Sonnenkult, gewahren ? Man trägt sie schon, sieh die Monstranz aus Gold! Dem Leibe, So wie dem Geiste, wird sich Gnade offenbaren: Wir werden immer nur den Gott der Liebe feiern Und seinen Glanz, aus Furcht, mit Sonnenlicht verschleiern! *

Oft überkommt die Gaffer bei der Prozession

Gar leicht, besonders wenn es heiß ist, Schlummer. Und so verduseln viele Leute ihren Kummer,

Sie denken nicht an Mutter, Gatten, Sohn.

Was sie bewegte, sehn sie nur als ferne Bilder,

Dann überblenden sie auf einmal rote Schilder:

Ein diehter Kupferflitter schwirrt vor ihren Augen, Und Hals und Beine scheinen nimmermehr zu taugen.

Für sie würgt sich der Zug nur schwer durch heiße Gassen, Und Schwüle senkt sich auf den Atemdunst der Massen, | Doch wachst du auf, geschieht es meistens wie im Schwindel, Dir ists, als tanzte Blut mit Gold um eine Spindel!

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