Das Nordlicht. Bd. 1-2

OÖ Christenheit, man wird sich wahrhaft deiner schämen! Was hilft, um solche fremde Einflüsse zu lähmen?

Es hat der Schöpfer alles derart vorgesehn,

Daß alle Dinge scheinbar ohne Gott geschehn!

Wer .die Gesetze mustert und mit List studiert,

Ist oft bestimmt, daß er den Glauben ganz verliert, Der Geist ist in den Dingen gar so gut versteckt, Daß, wenn du suchst, du ihn dann oft nicht mehr entdeckst, Dafür jedoch ihn unbewußt um dich erweckst.

Ich mag darum den Staat noch fort analysieren, Werd ich dabei die Hoffnung weghypnotisieren,

Kann sich vielleicht ein Geist noch irgendwie beleben Und plötzlich herrlich über meinem Gleichmut schweben!

Die Sonne hat den Wall, der uns beengt, versprengt. Er steht in die Gesellschaft dehnbar eingerenkt,

Er blitzt und funkelt überall im Abendlicht,

Beweist — erfüllt bei Prozessionen seine Pflicht.

Die Phantasie verfolgt ihn durch die Christenländer, Denn jeden Staat verklammern feste Eisenbänder, Indessen legt ein roter Hauch sich ringsum nieder, Und scheinbar fiebern jetzt die fernen Weltstadtglieder.

Die Prozessionen haben sich bereits verlaufen,

Und tausend Schauspiele belustigen den Haufen. Nun flattern Purpurfahnen durch den Abendäther: Nur in den Kirchen noch verspäten sich oft Beter, Doch wollen jetzt auch diese schon nach Hause, Und immer neue ruft der Glocken Erzgebrause. Und wieder seh ich lauter rauschende Soutanen, Und in des Tages Feuerstunden wehen Fahnen Vom hohen Himmel selber auf die Erde nieder.

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