Das Nordlicht. Bd. 1-2

Aus fernen Kirchen schallen fromme Christenlieder, Doch alles übertönt der Abendglockenklang: Die ganze Stadt blinkt wie berauscht und fieberkrank.

Die Sonne ist von Wolkenriesen eingeschlossen,

Denn Höhen sind des Lebenssternes Kampfgenossen, Sie häufen sich zu einer stumpfen Pyramide,

Und tief in ihrem Innern hämmern scheinbar Schmiede.

Nun ist der Bau schon purpurrot und ungeheuer Und speit und schleudert wie ein Kriegsturm Feuer, Auch seh ich aus den überwälzten Stockwerkfugen Grell Strahlenspeerquadrate drohend aufwärtslugen.

Hoch oben hält ein Blust die Lanzen schon gebogen Und scheint zu einem Angriffe der Nacht gewogen,

Glast ist auf diesem Wolkenwall gewöhnt zu siegen

Und unaufhaltbar westwärts immerfort zu fliegen!

Die Sonne ist gesunken, und der Apennin

Beginnt sich schon mit Düsterkeiten zu umziehn, Doch plötzlich überglühn die Spitzen Feuergeister: Ein Herrscherzug, von Norden kommt er, ostwärts reist er, Umglüht und übersprüht die fernen, höchsten Berge. Verlassen Könige auf einmal ihre Särge?

Dort seh ich einen goldenen Gigantenzug,

Und Reifen, wie man sie zu Kaiserzeiten trug, Erscheinen mit zu diesen hellen Widerscheinen!

Auch Kronen, eine Tiara, voll von Edelsteinen

(Auf dem Sorakte, seht, nun eine Dogenmütze,

Von der es scheint, daß sie den Berg vor Unheil schütze), Umzaubern alle Höhen und verschwimmen schon: Hinweg ist auch die blasse Geisterprozession!

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