Das Nordlicht. Bd. 1-2

Auf Türmen, die einst Rom zu seinem Schutz gebaut, Wird viel Geträum lebendig — aber niemals laut, Dort leuchten bleiche Silberspeere, Geisterschilder, Doch sind das wortlose, verschloßne Mondlichtbilder.

Ein fester Glaube braucht nicht mehr die hohen Warten! Und bald schon mußte hier der Ruf zum Schrei entarten. Jetzt können Kirchen Krönungskuppeln hehr erstreben, Und oben, fast wie eine weiße Friedenstaube, Darf Mondlichtspiegelbild in sichrer Stille schweben: O Rom, ich wähne wohl, so siegt, — nun herrscht dein

Glaube!

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Vom Sonnenbann befreit, werden die Erdenwesen Von Müdigkeit umarmt und in den Schlaf geführt. Die Jugend wächst heran. Verwundete genesen. Von jeder Seele wird in sich die Nacht gespürt.

Sie läßt im Tal durch uns, ringsum, die Fenster schließen Und überreift das fröstelnde Gesträuch der Höhn,

In Häusern wollen Paare ihren Leib genießen,

Und wach erhält uns oft Musikgetön!

Die Nacht ermöglicht manches, was der Tag ersonnen! Denn was das Licht verschlingelte, was scheu sich traf, Vereint das Dunkel, und sein Spiel ist so gewonnen:

Die Welt verschließt die Welt in sicherm Liebesschlaf.

OÖ Mutterschlummer unsrer Erde, steige, webe Dich in das Schicksal aller deiner Kinder ein, Entwichne Wünsche, jedes Wesens Werberebe Soll sanft verpflegt und treu durch dich erhalten sein!

Es gibt nach einem solehen Sonnenfeiertage Bestimmt nur einen Traum von Prachtund Glaubensmacht,

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