Das Nordlicht. Bd. 1-2

Wohl hält der Schlaf in jeder Seele ihre Wage, Denn Rausch und Ruhe werden da stets gleichgemacht!

Was andre Wesen, untertags, aus uns entrankten,

Wird durch den Schlummer nun ins Ich zurückgeführt,

Wir taumeln träumend, wenn wir nach Verschiednem langten,

Und nachts verhüllt sich, was bei Tag das Herz gerührt.

Dann ruht ja die Vernunft: sie liebt ihr Schweigen! Die Dinge wirken aus sich selbst: kein Geist greift ein. Die Träume dürfen in verlorne Tiefen steigen,

Und Längstvergeßnes kann auf einmal froh gedeihn.

Die Seele stürzt sich durch verschwundne Zukunftstüren! Fürwahr, der Traum ist unser großes Labyrinth:

Wir lassen uns vom Sinn der dunklen Ruhe führen, Da er allein Verwirrtes wieder fest verspinnt!

*

Die Menschen fangen an, sich plaudernd zu verlieren. Die grellsten Häuser scheinen oft vom Mond geschminkt, Perücken bleiche Standbilder aus Stein zu zieren:

Die Dinge sind von Silberflitter überblinkt.

Jetzt zischeln und jetzt flimmern allerhand Fontänen. Gespenster starren auf den grünen Beckengrund. Brillantensprudel lockern sich zu Perlensträhnen,

Und Fabelsilber quirlt aus lautem Marmorspund.

Ich fühle wohl: nun träumt die Stadt vielleicht von Schlachten!

Der Geist ergibt sich unumschränkter Erdenmacht,

Die Phantasie erschaut ein Volk in alten Trachten,

Und Rom umschweben Prozessionen eitler Pracht.

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