Das Nordlicht. Bd. 1-2

Und wo die Traumgewebe sich verwickelt schließen, Da tauchen lauter Schaumgesichte auf:

Aus tausend Seelen müssen Einstgestalten sprießen, Und jede schlüpft in den bewegten Geisterhauf.

Was träumt der Mensch? Von vielem Kummer, wenig j Schmerzen?

Die blassen Nachtgespenster, zart wie Filigran,

Entschwirren voll Ergebung — durcherlebt — den Herzen

Und klären aller Seelen sichgeheimen Wahn.

Dort wo das Nordlicht niederperlt, entschweben Schemen, Aus zarten Wesen, in die blaue Seelennacht:

Sie scheinen oft sich vor dem Schauenden zu schämen Und haben dünne lila Hüllen mitgebracht.

Wie viele sind aus unsern Leidweben gesponnen Und wühlen blaue Trauer in ihr blondes Haar! Erfüllt uns plötzlich Lust, so sind sie gleich zerronnen, Und du entgaukelst doch mit einem Traum als Paar.

Der Mensch wird einst der Träume Wahrheiten erkennen Und wissen, daß er bloß im Schlafe Eignes denkt, Daß, wenn ihn Tragende des Tages fremd berennen, Doch nur sein innerer Gesang das Leben lenkt.

Ich ahne schon, daß Hiersein, was du wirkst, wir schaffen, Geheim in Kammern der geborgnen Seele schwenkt. Wenn einst Ersonnungen zu Stern und Mond erschlaffen, Wird über Eingeträumtheiten das Lid gesenkt.

Wir beichten nachts und sollten uns auch bessern! Doch geben wir auf keine eigne Stimme acht,

Wir waten immer schamlos in getrübten Wässern Und taumeln dumm durch innre Welterfrischungsnacht.

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