Das Nordlicht. Bd. 1-2
Ach Nachtigalll Du rufst nach deinem Sohn der Erde, In dem, mir fremd, ein Stern sein nahes Wesen preist! Ach schlage, Nachtigall, daß er uns deutsam werde: Ob sich den Wunsch nach ihm dein Schmerzgewühl verbeißt?
Verworren strebt die Seele, blind beim Wunschverlegen,
Nach eigner Ewigkeitserkernung wild zu flehn.
Sie wechselt stets: stürzt ab. Klimmt doch auf Sternenwegen. Zerwühlt sich: stürmt. Um stille Weihe zu erwehn!
Ein Fieber aus den Sternen wird uns einst zerzerren: Die Urkunft kann nicht ruhn, bis sie auf uns beruht. Sie bleibt die Furcht, daß Weltlinge den Geist versperren, Aus Ungeduld der Tod: sie opfert unser Blut!
Ersternte Güte, urverzückte Lebensfunken,
Ihr Liebesblüten, Freuden der Unendlichkeit,
Aus euren Bornen hab ich Glück und Gold getrunken, Und nun bin ich berauscht: zu mir befreit.
Du Milchstraße, Geschleier aller Bräutlichkeiten,
Der Geist, der wie ein Wind auf deinen Äckern weht, Umarmt und halst mich oft: er will mich heimwärts leiten. Ich weiß, daß deine Macht in meiner Nacht entsteht!
Die ersten Menschen liebten, fürchteten die Sterne, Benannten wohl den herrlichsten nach ihrem Schatz! Dann sagten sie: »Der dort ist nah! — Der hat mich gerne. « Und machten bald ins Tal der Zahl den klugen Satz.
Jetzt blickt ihr kühn, mir dunkelste, ihr hellen Sterne, Wie Magieraugen auf die heitre Sonnenwelt;
Ihr kündet mir, daß ich die Weglichkeit verlerne, Wie, sanft zum Ich gestrahlt, mein Gottgang sich erhellt.
133
Lionardo